Eine verkürzte Arbeitswoche

Hallo meine lieben Menschen in der Heimat,

schon wieder ist ein Monat vorbei und ich kann es kaum glauben, dass es mittlerweile schon November ist und wir im Prinzip in strammen Schritten (erst auf St. Martin) und dann auf Weihnachten zugehen! Allerdings ist das doch noch eine Weile hin, sodass ich hier und jetzt von meinem zwar verkürzten, aber etwas spannenderen Wochenende in Cusco erzählen möchte.

 

Mein (verkürztes) Wochenende in Cusco

Wie ihr bereits in meinem letzten Blogeintrag erfahren habt, sind wir dieses Mal erst am Samstagmorgen nach Cusco zurückgefahren, da wir den Freitag damit verbrachten, den Kindergeburtstag rund vierzig Kinder zu feiern. Weil wir aber schon um 8 Uhr in der Früh in unserer Gastfamilie in Cusco ankamen, konnten wir den Samstag komplett nutzen: Zusammen mit Franca, Regina und Anna-Maria war ich zuerst eine Kleinigkeit in unserem süßen französischen Café essen und direkt danach bei der Post, bei der ich vergeblich versuchte das Paket meiner Großeltern entgegenzunehmen. Im Anschluss schlenderte ich zusammen mit Regina durch die großen Markthallen, in der sie eine peruanische Blockflöte für sich entdeckte. Nach einigen Skype-Gesprächen und faulenzen, rafften wir uns gegen 19 Uhr erneut dazu auf das Haus zu verlassen, da eine Einladung zum 23. Geburtstag der Sprachschule ACUPARI in unserem Email Postfach war und wir dieser gerne nachgehen wollten. Allerdings musste ich dafür ein wenig Überwindung entgegenbringen, da es seit mehreren Stunden in Strömen regnete und ich partout nicht das Haus verlassen wollte. Nach einigem hin und her, Stromausfall unter der Dusche und starkem Frieren entschieden wir uns schließlich doch dazu. Bei einer guten deutschen Bratwurst und Glühwein (!) – den man bei den eiskalten Temperaturen gut trinken konnte – unterhielten wir uns mit einigen anderen Schülern der Sprachschule sowie auch vielen Einheimischen, was durch und durch eine gute Stimmung erzeugte. Trotz alledem blieben wir auf Grund der Kälte und Nässe nicht lange vor Ort, um uns bei einem leckeren Erdbeer-Pancakeund einer heißen Schokolade aufzuwärmen.
Der Sonntagmorgen verwirrte mich zunächst mit der Tatsache, dass in Deutschland die Uhr umgestellt wurde, sodass ich ab diesem Tag nur noch sechs Stunden hinzurechnen muss, um die deutsche Uhrzeit zu erfahren. Als ich also ein wenig mit meinen lieben Eltern in herbstlichen Deutschland sprach, ging ich an diesem Morgen erneut in die Artesanias, in der Franca und Anna-Maria bereits warteten. Nach einiger Überlegung entschloss ich mich dazu, ein paar typische, peruanische, blaue Schuhe zu kaufen, die es sogar ausnahmsweise in meiner Größe gab! Total stolz präsentierte ich diese später bei meiner Gastmutter, die gerade dabei war, ihre Küche zu putzen, da in der letzten Woche endlich ihr heißbegehrter, neuer Herd ankam! Nachher ging ich noch mit den Mädels was essen, machte mich fertig für Quiquijana und fuhr hoch in die Anden, wobei ich mich auf eine schöne, kinderreiche Woche freute!

 

Otra vez: Ein bisschen Krank sein!

Die Nacht von Sonntag auf Montag wurde jedoch wieder von starken Bauchschmerzen geprägt, sodass ich kaum schlafen konnte und stattdessen bis in die frühen Morgenstunden wach lag. Obwohl Anna-Maria mir am frühen Morgen eine Schmerztablette gab, wurden die Schmerzen zunächst nicht weniger, sodass ich mich dazu entschloss, noch eine Weile zu schlafen. Nachher raffte ich mich aber doch dazu auf, die Kinder bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen, wobei ich besonders mit einem Schüler einige Zeit lang zusammenarbeitete, der sich in der englischen Sprache auf einem sehr niedrigen Niveau befindet, jedoch auch nicht sonderlich dazu bereit ist, Neues dazu zu lernen. So hieß seine Antwort auf jede Frage „No se“ (Ich weiß nicht), obwohl wir zwei Minuten zuvor die gleiche Vokabel besprochen hatten. Ein wenig verärgert stellten wir jedoch die vier zu bearbeitenden Seiten in seinem Workbook fertig, sodass ich mich im Anschluss nur noch mit denen anderen Freiwilligen ein wenig zusammen saß und mit ihnen über unser Projekt und die Arbeit hier quatschte. In der Albergue gibt es seit Samstagmittag keinen Strom mehr, sodass wir abends auch keinen Unterricht geben konnten und bei Kerzenschein zu Abend aßen. In dem Schwesternhaus fiel der Strom erst montagnachmittags aus, war glücklicherweise aber am Montagabend schon wieder da, worüber Anna-Maria und ich mich sehr freuten, da unsere Laptops bis auf den letzten Tropfen Strom ausgesogen waren.

 

Unser Dienstag: Helfende Hände auf der Chacra

Am Dienstag überraschten uns viele kleine helfende Hände auf der Chacra, da aus irgendeinem unerklärlichen Grund die Grundschule ausfiel. Nachdem wir Freiwilligen in den Gewächshäuser viele Löcher mit Dünger gefüllt haben, Mangold gesäubert, Zucchini zurückgeschnitten und hochgebunden haben sowie an der ein oder anderen Stelle Reste von Salatblättern und ähnlichem an die Kuh verfütterten, halfen wir den fleißigen Mädchen und Jungen bei der Aufgabe, die Maisfelder erneut von Unkraut zu befreien. Dabei bekamen wir außerdem Unterstützung von einem freundlichen Pastor aus Urubamba, der für einige Tage angereist ist. Zudem erfreuten wir Freiwilligen uns über drei süße kleine Babykatzen, die in der Nacht von Sonntag auf Montag geboren wurden. Sie sind einfach nur winzig-klein, aber sehr niedlich! Während die Katzen auf der Chacra gerade geboren wurden, bekamen die Babykatzen in der Albergue gerade ihre Namen: Die eine wurde auf den Namen Pisco (das Nationalgetränk Perus) getauft und die andere auf den Namen Chunka“ - die quechuanische Zahl „zehn“. Jedoch möchte sich mein Kopf diesen Namen einfach noch nicht merken. In der Albergue steht es um den Strom seit heute auch wieder besser, da er wie aus dem Nichts am Nachmittag wieder da war, nachdem es rund 90 Stunden keine Elektrizität gab, wodurch es außerdem auch kein bzw. sehr wenig Wasser gibt. Während der Hausaufgabenbetreuung unterhielt ich mich mit meinen Großen und beantwortete ein Fragebogen einer Schülerin, indem ich beantworten sollte, warum ich nach Peru gereist bin, wie ich mich mit den Kindern verstehe, welche Vorteile ich in meinem Auslandsjahr sehe sowie wie ich meine Zukunft ausgemalt habe. Nachdem ich über diese Fragen doch einige Zeit nachdenken musste, einige Vokabeln gelernt habe und der einen oder anderen Schülerin bei ihren Hausaufgaben über die Schulter sah, war die Hausaufgabenbetreuung schon beendet, sodass wir uns zum Abendbrottisch aufmachten. Da die Jungs ihre Leidenschaft fürs Angeln entdeckt haben, saßen nur wir Mädchen zu viert am Tisch, unterhielten uns ein wenig und bereiteten uns innerlich auf das Abendprogramm vor. Heute habe ich mal wieder frei, sodass ich den Abend damit verbringen werde, mir die Haare flechten zu lassen und zudem einen Film zu schauen – Ich freue mich!

 

Der Mittwoch: Backe, backe große Brote!

Da der Storm am Mittwochmorgen wieder da war, stand dem Brotbacken nichts im Wege, sodass ich zusammen mit Regina, Cecilia, dem netten Pastor und Benjamin den Backlöffel schwang. Obwohl ich mich anfangs immer sehr gefreut habe mittwochs Brot zu backen, kann ich mittlerweile getrost darauf verzichten und gehe schon lieber auf die Chacra, da immer rund 700 Brötchen (zugegebenermaßen auf mehrere Personen aufgeteilt) auszurollen, nicht so mein Ding ist. Da macht es mir momentan mehr Spaß auf der Chacra meine Kräfte schwinden zu lassen, mich körperlich zu betätigen und mein Werk im Nachhinein stolz zu bewundern. Wenn wir Löcher hacken, sehe ich es fast als einen Ausgleich zu meinem Sport an, den ich doch mit der Zeit wahnsinnig sehr vermisse! Nichts desto trotz haben wir an diesem Morgen erneut 15 kg Teig/ 592 Brötchen gebacken, die zunächst bis nächsten Samstag (Allerseelen) ausreichen sollen.

In einem Gespräch mit Pavela erfuhren wir noch ein wenig mehr über peruanische Traditionen: So kaufen beispielsweise viele Mädchen am 2. November (Allerseelen) ein Brot, das in Form einer Puppe gebacken ist, und die Jungs eines, welches die Form eines Pferdes hat.

Aus diesem Grund buken wir auch an diesem Vormittag einige Brote in Form von Puppen und Pferden. Auch wenn die Brote für die Jungs nicht unbedingt einem Pferdchen ähneln, hat es doch eine Menge Spaß gemacht! Rund 10 Kilo Teig wurden für diesen Anlass erneut verwendet, einige süße Perlen zur Dekoration genutzt und wunderschöne Puppen- sowie Pferdeköpfe auf das eine Ende des Brot gesetzt. Nachdem wir den Teig im Mixer durchkneten gelassen haben und ihn in einiger Kraft ausrollten, schnitten wir mit einer Schere den Rand ein und setzten in die Mitte einige Kreuze. Am Ende durften wir mit einem Mangoldblatt jedes Brot mit flüssigem Ei bestreichen – Die Schwestern wissen sich wirklich stets zu helfen: Gibt es keinen Kochpinsel, mit dem man das Ei verteilen kann, nehmen wir doch ein Mangoldblatt.

Eine weitere Tradition ist, dass an Allerheiligen – das wichtigste Fest nach Ostern und Weihnachten der katholischen Kirche – die Töchter und Söhne in diesem Jahr verstorbener Elternteile ein Fest ausrichten müssen, zu dem sie alle Freunde und Verwandten einladen. Dies erfuhren wir allerdings schon während unserer Sprachschulzeit, wobei uns eine Lehrerin ACUPARIs erklärte, dass sie für dieses Fest einen Kredit aufnehmen muss, da es in einem so großen Ausmaß gefeiert wird/ gefeiert werden muss. – Wahnsinn!

Im Verlaufe des Mittwochnachmittags geschah soweit nichts Ausgewöhnliches: Ich betreute meine Kinder in der Hausaufgabenbetreuung, wobei ich wieder viel in der englischen Sprache unter die Arme griff und lernte neue Vokabeln. Manchmal ist es echt lustig, dass mir die englische Übersetzung für das spanische Wort einfällt, das deutsche mir jedoch entfallen ist. Oder ich sicher weiß, was das englische Wort in der deutschen Sprache heißt, jedoch mir das Spanische fehlt. So wühle ich abwechselnd in zwei verschiedenen Wörterbücher um die jeweilige Entsprechung nachzusehen.

Offiziell stand auf dem Tagesplan abends die Messe zu besuchen: Als wir jedoch alle Kinder zusammengetrommelt haben und alle in der Kirche Platz genommen haben, stellte sich heraus, dass der Pastor in einer anderen Gemeinde Messe feierte, sodass wir ohne einen religiösen Input zurück zur Albergue liefen. So konnte auch problemlos der abendliche Englischunterricht stattfinden, den ich zusammen mit Franca gab. Die Kinder waren mal wieder ein wenig lustlos und Franca und ich bemühten uns erneut mit ihnen ein Lied zu singen, das sie anschließend in ihre Hefte übertragen sollten. Jedoch können wir durch die neu angeschafften Hefte nun vernünftig mit den Kindern arbeiten, da sie alles sauber und ordentlich dokumentieren können. Beim Gestalten der Heftseiten erweisen sich die Kinder als sehr kreativ und sind äußerst darauf bedacht, ihre Seiten schön zu gestalten. Auch für uns ist es sehr schön, denn wenn wir die Hefte einsammeln, kann man die Kinder auch durch ihre Zeichnungen noch einmal besser kennenlernen, wie ich bereits beim letzten Eintrag beschrieb. Beim Abendbrot aßen wir von den Broten, die wir heute gebacken haben, was auch eine gute Abwechslung zu den täglichen Brötchen, die es in der Albergue gibt, gab.

 

 

Der Donnerstag: Auf, auf nach Cusco!

Am Donnerstagmorgen besuchte ich wieder zusammen mit Anna-Maria und den beiden Jungs die Chacra, während Regina und Franca Wäsche wuschen. Nachdem Benni, Florian und ich in der prallen Sonne die Löcher mit Dünger gefüllt hatten, die Anna-Maria zusammen mit Franca und Florian am Tag zuvor gegraben haben, setzten wir uns mit Juana und Pavela vor die Gewächshäuser und unterhielten uns mal wieder über einige Dinge, da es in den Gewächshäusern heute unerträglich heiß war. Im Anschluss bekamen wir noch eine gute Stärkung von Juana, die uns leckeres, selbstgebackenes Brot zum Probieren gab. Anna-Maria und Benni machten sich anschließend mit Pavela auf den Weg einige Dinge für die Chacra, wie beispielsweise Dünger und Schaufeln, zu kaufen, indem sie mit den Triciclo durch das Dorf fuhren und an einem kleinen Laden, alles was sie benötigten, hielten. Währenddessen misteten Florian und ich den Meerschweinchenstall aus, quatschten noch eine Runde mit Juana und machten uns danach auch auf den Weg zum Schwesternhaus. Nach einem erneuten, jedoch kurzen Stromausfall machten wir uns erst auf zum Mittagstisch und betreuten einige Kinder, die noch nicht in ihre Heimatdörfer zurückgegangen sind, bei ihren Hausaufgaben. So durfte beispielsweise ein kleiner Schüler die Vierreihe von 1 bis 900 aufschreiben, wobei ich ihn tatkräftig unterstützte. Benjamin und Regina sollten eigentlich mit rund fünfzehn Jugendlichen der Albergue auf der Chacra arbeiteten, wurden jedoch von einem sehr starken Regen überrascht, sodass sie sich nur kurz in Juanas Haus unterstellten, um nicht völlig durchnässt in der Albergue zurückzukehren. Da die meisten Kinder schon den Weg in ihre Heimatdörfer aufgenommen hatten, durften auch wir Freiwilligen zurück nach Cusco fahren. In dieser Stadt ist der absolute Halloween-Fever ausgebrochen! Viele kleine Kinder laufen mit ihren Eltern durch die Straßen, bunt und angsteinflößend kostümiert und bitten und betteln sogar bei vorbeifahrenden Autos um Süßigkeiten.  

 

Meine lieben Leser,
das war wieder einmal meine Woche, um genau zu sein meine zwölfte im Projekt, und ich hoffe, dass euch meine Berichterstattung gefallen hat.


Ganz, ganz liebe Grüße aus dem kalten Andenhochland,

eure Anna!

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