Liebe Grüße aus den Anden!

Hallo meine Lieben,

 

Nachdem ich doch recht lange nichts mehr über meine Wochenenden in Cusco geschrieben habe, möchte ich das heute ein wenig nachholen und von zwei sehr warmen, erfolgreichen Tagen berichten.

 

Da wir am Freitag auch noch nachmittags unsere Kräfte auf der Chacra schwinden gelassen hatten, gingen wir es am Freitagabend erst einmal ein bisschen gemütlich an. Regina und ich entschlossen uns dazu, eine kleine Pizza in unserem kleinen Stammrestaurant zu essen, in dem wir schon sehr freundlich von dem Besitzer begrüßt wurden. Anschießend verbrachte ich einige Zeit im Internet, schrieb die eine oder andere Mail und freute mich auf gleichem Wege über viele.

 

Momentan habe ich einfach das große Problem, dass ich weder in Quiquijana unter der Woche noch in Cusco an den Wochenenden gut schlafen kann. Egal zur welcher Uhrzeit ich mich ins Bett lege, um Punkt 8 wache ich auf und kann anschließend partout nicht mehr einschlafen. Aus diesem Grund helfe ich morgens oft meiner Gastmutter Lili beim Frühstückstisch decken, gehe Brötchen kaufen oder frühstücke schon mit ihr in aller Seelenruhe. An diesem Samstagmorgen machte ich mich anschließend auf den Weg zur Post – Leider stand ich zusammen mit Franca vor verschlossenen Türen. Jedoch wollte ich nicht bei dem wunderschönen Sonnenschein direkt wieder zurücklaufen, sodass ich ein wenig durch die Straßen schlenderte. Es tat wirklich gut mit Musik auf den Ohren durch die Straßen zu ziehen und die Stadt zu bewundern. Später habe ich mir noch zwei Croissants und einen frisch gepressten Saft gegönnt, was beides wirklich einfach himmlisch war.

 

Im Reisebüro habe ich mich noch kurz über einen Kurztrip nach Santa Cruz in Bolivien schlau gemacht, um eine Bekannte, die ich beim Vorbereitungsseminar in Köln kennengelernt habe, an einem verlängerten Wochenende einmal besuchen zu können. Preislich ist die Lage vollkommen in Ordnung, allerdings ist die Frage, ob es nicht zu viel Zeit beansprucht, da man in der bolivianischen Hauptstadt La Paz einen Zwischenstopp einlegen muss.

 

Nachdem ich meinen kleinen Snack bei Lili genossen hatte und ein wenig mit der einen oder anderen Person geskypt oder geschrieben habe, machte ich mich ein zweites Mal auf in die Stadt, um einfach mehr frische Luft zu schnappen. Dieser Tag wäre einer der Tage gewesen, an denen ich unheimlich gerne zu Hause gewesen wäre, weil einfach so vieles gleichzeitig war: Die Galasitzung unserer RKG, die Boxveranstaltung meines Vereines oder das Traumtheater in der Schule – Alles Dinge, an denen man in den vorherigen Jahren immer auf mich zählen konnte.

 

Während die drei anderen Mädchen zusammen mit Florian Salsa tanzten, genoss ich die abnehmende Wärme auf dem Plaza de Armas in einem Café, trank eine heiße Schokolade und schrieb ein bisschen Tagebuch. – Einfach Wahnsinn, wie lange ich es nicht mehr gemacht habe.

 

Abends trafen wir uns alle zusammen mit einigen Jungs aus ACUPARI, die man mittlerweile fast als Freunde bezeichnen konnte. Obwohl der eigentliche Plan lautete, Salsa zu tanzen, entschlossen wir uns erst dazu einen Hamburger zu essen (Der beste Hamburger, den ich je gegessen habe!) und anschließend in einen Club zu gehen. Es hat wirklich wahnsinnig viel Spaß gemacht, sich zuerst eine Weile mit den Jungs zu unterhalten und anschließend auf Popmusik richtig feiern. Wenn mich meine Bauchschmerzen nicht so geplagt hätten, wäre ich auch sicherlich noch länger geblieben.

 

Und auch obwohl ich in dieser Nacht erst um halb 4 wirklich bettfertig im Bett lag – Um Punkt 8 war ich wieder wach und konnte nicht mehr schlafen. Daher machte ich mich später direkt ein zweites Mal auf den Weg zur Post; auch dieses Mal vergeblich. Heute war das Problem, dass sie keine Briefmarken mehr zur Verfügung hatten. Manche Situationen kann ich einfach nicht verstehen. Auf der Post in einer so großen Stadt gibt es keine Briefmarken mehr?

 

Ein wenig sauer über diese Tatsache machte ich mich auf den Rückweg und skypte wieder einige Zeit, bis ich mich schließlich noch dazu aufraffen musste, einkaufen zu gehen. Als das endlich erledigt war, packte ich schnell meine sieben Sachen zusammen und unsere zweite Heimat, Quiquijana, rief schon lauthals nach uns.

 

In dieser Woche ist wirklich nicht wahnsinnig viel passiert:

Am Montag auf der Chacra gingen wir unserer gewöhnlichen Arbeit nach – und da sogar am Wochenende das Wasser angeschaltet war, mussten wir durch die Fahrradpumpe die Pflanzen nicht gießen. Am Dienstag- und am Mittwochnachmittag arbeiteten all meine Jungs auf der Chacra, um das Maisfeld erneut von Unkraut zu befreien, sodass meine Hausaufgabenbetreuung noch ruhiger verlief als gewohnt – Meiner Meinung nach sogar ein wenig zu ruhig. Allerdings hatte ich aus diesem Grund genug Zeit, die Familienverhältnisse der Kinder aufzuschreiben. So weiß ich jetzt – Dank der Hilfe eines lieben Mädchens – welche Schwester welchen Bruder hat und habe immerhin einmal alle Namen aufgeschrieben.

 

Unser Mittwoch war ein wenig abwechslungsreicher.

Nachdem ich zusammen mit Benni und Regina Brot gebacken hatte, von dem sogar Schwester Cecilia begeistert war, und nur auf sehr wenige Kinder bei der Hausaufgabenbetreuung aufgepasst hatte, wurden wir vom Pfarrer Quiquijanas zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Er hat ein wirklich riesiges Haus und von seinem Musikzimmer waren wir alle schlichtweg begeistert. Neben vier verschiedenen hochwertigen Gitarren, besitzt er auch eine Harfe und ein E-Piano. Er selbst hat vor einigen Jahren zusammen mit verschiedenen Freunden zwei CDs aufgenommen und uns diese nach einem kleinen Festmahl gezeigt. Wir waren alle so begeistert, dass er uns eventuell noch eine CD schenken wird. Im Anschluss fand um sechs Uhr die Messe statt. – Allerdings leider ohne Kinder, was mich ein wenig enttäuscht hatte. So saßen wir nur zusammen mit den Schwestern und einigen Bewohnern Quiquijanas in den Bänken, um eine Messe zu feiern. Mittlerweile habe ich es mir angewöhnt, die Gebete auf Deutsch mitzubeten, die ich auf Spanisch nicht verstehe oder in der Schnelligkeit nicht mitbeten kann. So habe ich das Gefühl, aktiver am Messgeschehen teilnehmen zu können, was mir – wer mich kennt – immer wieder ein bisschen Kraft gibt.

 

Im Anschluss zur Messe unterhielten wir uns noch lange mit Pavela, die zu sehr vielen Scherzen aufgelegt war. Es machte richtig viel Spaß sich mit ihr zu unterhalten, obwohl es mir zu diesem Zeitpunkt nicht sehr gut ging und meine Magenschmerzen mich nicht in Ruhe lassen wollten.

 

Am Donnerstagabend spielten Regina und Benjamin noch eine gute Stunde mit Schwester Polly kirchliche Lieder, wobei sehr viele kleine Kinderohren den schönen Klängen gelauscht haben. Solche Momente erfüllen mich immer wieder. Um Schwester Polly sind wir alle sehr dankbar und freuen uns, wenn sie mit ihrem Charme die Albergue zum Strahlen bringt. Leider – ich glaube, ich habe es schon einmal geschrieben – geht es ihrer Mutter momentan überhaupt nicht gut, sodass sie die meiste Zeit in der Woche bei ihr in Cusco verbringt. Ist sie jedoch da, erfreuen wir uns alle an ihrer lustigen, aufheiternden Art.

 

Jetzt kann ich euch noch ein wenig von meinem Freitag erzählen.

Da jetzt schon wieder zwei weitere Monate verstrichen sind, haben wir an diesem Freitag erneut die Zimmer getauscht. Regina war es wichtig, einmal im Schwesternhaus zu schlafen, in dem man nahezu immer Anspruch auf warmes Wasser hat, aber auch ich wollte einmal in das Zimmer in der Albergue, das hinter dem Mädchenschlafsaal liegt. Dadurch, dass das Zimmer viel kleiner ist, wirkt es gleich viel wohnlicher und freundlicher. Ich freue mich darauf in diesem Zimmer zu schlafen, in dem man hin und wieder wirklich auf das Wichtigste reduziert lebt. – Nicht selten ohne Wasser und ohne Storm.

 

Außerdem wuschen Anna-Maria und ich an diesem Morgen und nahmen dies zusätzlich zum Anlass, einen Frühjahrsputz durchzuführen. Ich selbst hatte schon am Vorabend all meine Sachen gepackt, sodass nicht mehr viel im Weg stand, sodass die Grundreinigung durchgeführt wurde.

 

Damit verabschiede ich mich für diese Woche,

wünsche euch allen einen schönen Start in die Adventszeit.

Trinkt auf den Weihnachtsmärkten einen Glühwein für mich mit,

Ganz liebe Grüße aus den Anden,

eure Anna

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