Weihnachten in Lateinamerika. ♥

Liebe Blogleser,

aber insbesondere an diesen Tagen liebe Familie und Freunde,

 

ich hoffe, ihr hattet alle ein schönen und besinnlichen heiligen Abend unter dem Tannenbaum im Kreise eurer Liebsten. Heute berichte ich euch ein wenig von meinem Weihnachtsfest in einer anderen Kulter, in der Kultur der Inkas.

Großartig anders verlief es nicht und ich bin fast etwas traurig darüber, dass die Adventszeit, die mir in der Albergue wahnsinnig gut gefallen hat, vorbei ist. Die Novena (das gemeinsame Treffen mit vielen Kindern, um ihnen eine Bibelstelle rund um Jesus Geburt nahe zu bringen), das Wichteln mit den Schwestern, die äußerst schiefe Weihnachtsmusik überall in Cusco und die wahnsinnig stressige Weihnachtsgeschenk-Jagd für meine beiden Wichtel, Anna-Maria und Schwester Cecilia sind nun endgültig vorbei und ich finde es schon ein bisschen schade.

 

Am 23. Dezember (am Montag) fuhren wir das letzte Mal in diesem Jahr alle gemeinsam nach Quiquijana, um zusammen mit den Schwestern, den Psychologin, der Köchin und Juana (der Bäuerin auf der Chacra) Weihnachten zu feiern. Nach einem Festmahl aus vier Meerschweinchen, Hähnchen, Kartoffeln, Mais, Salat (und vielen anderen leckeren Dingen), durften wir der Reihe nach unseren geheimen Freund, unseren "amigo secreto" erraten. Für Schwester Cecilia hatte ich ein Parfüm mit einer passenden Körperlotion, worüber sie sich glücklicherweise auch gefreut hat. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Benjamin mich gezogen hatte. So war es aber und er schenkte mir neue Handschuhe und Socken, sowie eine Creme gegen Moskitostiche, da ich ja einen großen Teil meines Urlaubs im Regenwald verbringen werde und für Stiche solcher Art sehr anfällig bin! Nach dem großen Schenken, tanzten wir noch ausgiebig mit den Schwestern, aßen selbstgebackene Plätzchen und erfreuten uns an dem letzten Tag in der Albergue für die nächste Zeit. Vielen fällt es vielleicht schwer sich tanzende Ordensschwestern vorzustellen, aber ich muss dazu sagen, dass es mit ihnen sehr, sehr viel Spaß gemacht hat!

 

Ich bin mir sicher, dass es ein wenig anders werden wird, wenn wir wieder nach Quiquijana im März alle zusammen zurückkehren, nachdem wir unseren Urlaub ausgekostet haben. So weiß ich jetzt schon, dass ein Junge nicht mehr wieder kommen wird und die Kleinsten sich in den acht Wochen sicherlich verändert haben werden. Ich mag den Gedanken nicht, dass noch ein weiteres Kind nicht wiederkommt, bei dem ich nicht die Chance hatte, mich zu verabschieden, ich es jedoch in den letzten fünf Monaten liebgewonnen habe.

 

Am 24. Dezember ging in Cusco die Post ab. Ausschließlich an diesem Tag findet auf dem Plaza de Armas ein Weihnachtsmarkt statt, dessen Größe einfach unbeschreiblich beeindruckt ist. Auf den Rat Pavelas und Lilis sind wir schon recht früh dorthin gegangen: Dieser Markt war einfach unglaublich - Neben Taschen, Schals, Keramikgeschirr und Mützen gab es auch viele Stände mit Holzartikeln , Krippen & entsprechenden Figuren oder Spielsachen. Auch unsere Gastmutter Lili verkaufte an einem Stand zusammen mit ihrer Tocher Fiorella ihre heißbegehrten Cupcakes, Macarons und andere niedlich verzierten Dinge. Aufgrund des wechselhaften Wetters machten sich jedoch schließlich nicht so viele Personen auf den Weg - Ein Glück für uns. Belächelt wurde ich von den Menschen, als ich nur im kurzärmligen T-Shirt vom Regen überraschte wurde, obwohl wenige Minuten vorher die Sonne wunderschön schien. Nichtdestotrotz habe ich mir von dem Wetter nicht die Laune verderben lassen, habe allen Menschen ein frohes Weihnachtsfest gewünscht und bin mit einem breiten Grinsen durch die Straßen gelaufen - (Menschen, die die Schultern hochziehen, müssen nicht glauben, dass sie dadurch nur einen Tropfen weniger vom Regen abbekommen. ♥)

 

Abends gegen 22 Uhr begannen wir dann mit dem Festessen Lili's. Neben einem typisch peruanischen Braten, gab es einen typisch-deutschen Nudelsalat mit Apfelkompott, da sich unsere Gastmutter beides gewünscht hatte. In lusiger Runde saßen wir mit unseren Gasteltern, unserer Gastschwester, unserem Gastopa und zwei weiteren seiner Söhne am Tisch, bis die drei kleineren Kinder um die Bescherung baten, die vor einer echten, aus dem Garten gefällten Tanne, stattfand. (Die meisten Tannen in Peru sind leider unecht!) Für mich gab es von meinem geheimen Freund Florian eine Alpacadecke (hihi, Bruderherz!) und ich habe meinem Wichtel Anna-Maria ein Monopoly-Spiel sowie ein Notizbuch geschenkt, worüber sie sich glücklicherweise auch gefreut hat.

Der große Reinfall war an diesem Abend die Mitternachts-Christmette, die nicht stattgefunden hat. Dennoch haben wir eine schöne neue Erfahrung gemacht, da an diesem Abend viele Menschen auf dem Plaza war und mit Feuerwerkskörpern das Fest ausklingen ließen. Oft war es sehr unkontrolliert, sodass nicht nur einmal eine Rakete drei Meter neben mir in die Luft schoß oder auch einmal eine Rakete in der Horizontale das Weite suchte. Um es kurz zu machen: Ich hatte zwar Angst, aber mir ist nichts passiert.

Beeindruckt war, dass sehr viele Menschen in Decken eingemummelt auf den Straßen schliefen, da sie entweder nicht mehr genügend Zeit hatten, um in ihr Heimatdorf zurückzukehren oder überhaupt kein Zuhause haben. Auch viele Kinder und Hunde schliefen bei den armen Frauen und Männern. Eine echt große Armut, die ich hier an Weihnachten auch erfahren habe.

 

Die Tage nach Weihnachten bis zum Neuen Jahr habe ich mir freigenommen, sodass ich vielleicht Zeit finde mit dem ein oder anderen zu telefonieren, unbeantwortete Mails zu beantworten oder auch einfach Zeit für mich zu finden. Zeit, um eine Studienentscheidung zu treffen; Zeit, um einen Brief zu schreiben; Zeit, zum Nachdenken.

Die Leute, die ich weder bei Skype noch via E-Mail vor Weihnachten erreiche, wünsche ich einen guten Rutsch in das neue Jahr 2014. Das Jahr, in dem wir uns wiedersehen werden.

 

Bis zu meiner Rückkehr wünsche ich euch noch einmal einen lieben Schutzengel, der auf euch aufpasst. Gesundheit, Liebe und Glück, um alle Situationen gut zu meistern, die das Leben uns stellt.

 

Ich denke an euch,

besonders beim Start in das neue Jahr 2014.

 

In Liebe,

eure Anna aus dem Land der Inkakönige. ♥

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0