Paracas, Iquitos, Lima - Teil 2 meines Urlaubes!

Nach drei erfolgreichen Tagen in der Heimat, in denen ich auch die drei Chilenen, die ich in La Paz kennenlernte, wiedertraf, stieg am 07. Februar mein Flugzeug in die Lüfte, das mich nach Lima gebracht hat. Lima war jedoch nicht das Ziel meiner weiteren Reise, da ich dort zu einem späteren Zeitpunkt eine ganze Woche verbracht habe; zusammen mit meinen Kollegen und meinem Chef Herrn Dr. Gravenkötter. So fuhr ich direkt weiter nach

Paracas

Paracas ist eine kleine Stadt an der Südküste Perus, die vor allen Dingen für die davorliegenden Inseln „Islas Ballestas“ bekannt sind; kleine Inseln, die auch die „kleinen Galapagosinseln“ genannt werden. Unter anderem findet hier der vom Aussterben bedrohte Humboldt-Pinguin sein zu Hause, Seerobben, und eine Menge seltener Vögel, die die Insel damals durch ihre Exkremente populär gemacht haben. (Stichwort: Guano-Boom) Am zweiten Morgen machte ich mich auch schon früh auf den Weg diese Inseln zu besuchen; saß zusammen mit rund 40 anderen Personen auf einem Boot und alle zusammen haben bestimmt rund eine Millionen Fotos geschossen – und wahrscheinlich untertreibe ich maßlos! Die Inseln an sich darf man leider nicht betreten, die Tiere kann man aber gut vom Motorboot aus beobachten. Die Artenvielfalt und vor allem die immense Anzahl der Tieren ist wirklich sehr beeindruckend, außerdem ist die Landschaft wundervoll – die Inseln bestehen quasi aus erodierten Felsbrocken, die aus dem Wasser ragen und auf denen sich die Tiere aufhalten. Der strahlendblaue Himmel am Horizont unterstreicht das Bild des perfekten Ausfluges.

 

Auch in dieser Stadt habe ich mich in einem Backpacker Hostel direkt am Plaza de Armas einquartiert, in dem ich schnell viele nette Leute kennengelernt habe und das Nationalgetränk Pisco, das in der gleichnamigen Nachbarstadt den Ursprung findet, an einigen Abenden trank.

 

Außerdem schließt keine zwei Kilometer hier der Stadt Paracas ein wunderschöner Nationalpark an, den man meiner Meinung nach gesehen haben muss. In einem Autobus machten wir uns diesmal mit rund 20 Personen auf den Weg, Strände, Aussichtspunkte, die Wüste und die Küste zu bewundern. (Wenn mir jemand von euch da draußen erklären kann, wie die trockenste Wüste dieser Erde auf den größten Ozean dieser Welt treffen kann, meldet euch bitte bei mir!)

In diesem Nationalpark genoss ich vor allen Dingen die Ruhe, die herrschte, wenn der restliche Teil der Gruppe aus den Augen verschwand. Es gab zum Beispiel den roten Strand, la Playa Roja, der auf Grund der Farbe aus als der „Strand des Teufels“ betitelt wird. Die Aussichtspunkte haben einen Blick über das Meer schweifen lassen, der unglaubliche Geruch der Tiere hängt mir immer noch in der Nase. Auch hätte ich an einer kleinen Badebucht schwimmen gehen können; da ich aber nicht allzu große Lust hatte mit rund fünfhundert anderen Personen auf kleinstem Raum im Wasser zu plantschen, entschied ich mich einen Berg hochzulaufen, der ebenfalls einen traumhaften Rundumblick der traumhaften Natur bot. Wäre hier oben nicht schon wieder ein Typ gewesen, der mich angequatscht hätte und den Versuch wagte, meine Nummer zu erbetteln, hätte ich es sicherlich nur um einiges mehr genießen können.

 

Besonders in meinem Hinterkopf sind auch die riesigen Pelikane geblieben, die an diesem Ort ihr zu Hause gefunden haben. Am Strand standen immer zwei Männer, die mit diesen Tieren Shows vorgeführt haben, die wirklich sehr eindrucksvoll gestaltet waren. Pelikane sind einfach so schlaue, große und wunderschöne Tiere. Zuvor habe ich sie noch nie gesehen, sodass ich immer noch gerne an diese Stunden des Beobachtens zurückdenke.

 

In Paracas und Umgebung habe ich sicherlich nicht so viel unternommen, wie ich in den vier Tagen hätte unternehmen können. Habe die Zeit genutzt, über mich und mein Leben nach dem Auslandsjahr in Peru nachzudenken, anstatt viele Programmpunkte abzuarbeiten. War nicht in der benachbarten Oase Huacachina, die sich gewiss gelohnt hätte, sondern saß oder lag die meiste Zeit in der Sonne und habe mich berieseln lassen, wie mein Zukunft aussehen soll.

 

So fuhr ich nach vier schönen Tagen in der Sonne wieder nach Lima, um dort in mein Flugzeug zu steigen und nach Iquitos zu fliegen. ♥

Iquitos

Schon bevor ich meine Reise nach Peru antrat, wusste ich, dass ich diese Stadt, die mitten im Amazonasgebiet Perus gelegen ist, besuchen möchte und werde. Iquitos liegt ganz im Norden des Landes Perus, man kann fast schon sagen, an der Grenze zu Kolumbien. Allerdings ist diese Stadt nicht mit dem Bus oder Auto zu erreichen, sodass man sich zwischen den Optionen zu fliegen oder mit dem Schiff zu fahren, entscheiden muss. Aus zeitlichen Gründen entschied ich mich für ersteres und landete am 14. Februar in der Stadt, in der ich den ersten wirklichen Kulturschock erlebt habe. Als ich aus dem Flugzeug stieg, brachte mich erst die Hitze mitten in der Nacht um meinen Verstand und anschließend die jungen Mototaxifahrer. Anstatt dass wie in jeder anderen Stadt hundert Männer auf dich warten, die dich zu deinem Hotel oder Hostel bringen wollen, standen hier dreihundert Jünglinge, die durch dich 30 Cent verdienen wollten, indem sie dich mit ihrem Motorrad mit Anhänger zu dem Ort deiner Wünsche bringen. Und die Stadt war dreckig: von Müll und Dreck fast übersät, im ersten Moment musste ich wirklich schlucken. Allerdings habe mich im Laufe der Tage doch sehr in den Charme der Stadt, die direkt am größten Fluss der Welt liegt, verliebt.

 

Primärer Grund für meine Reise in den Urwald, war meine Großtante, die 20 Jahre lang in dieser Stadt missionarischen Dienst geleistet hat, jedoch seit mittlerweile nun mehr 16 Jahren verstorben ist. Und man mag es kaum glauben, aber ich habe mit ihrem besten Freund aus damaligen Zeiten sprechen können und das Haus besucht, in der sie über die Jahre hinweg gelebt hat. Von den Menschen wurde ich wie eine Tochter behandelt, einer Frau kamen die Tränen, als sie mich sah. Die ehemalige Mitbewohnerin meiner Großtante habe ich auch kennengelernt und als ich ihr erklärte, wer ich bin und warum ich hier bin, kam sie aus dem Staunen und vor allem aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Stellte mir einige Fragen zu meiner Familie, über meine Arbeit hier in Peru und den Grund meines Besuches. Sie gab mir vor allen Dingen mit auf den Weg, dass ich mein gutes Herz behalten solle, auf mich aufpassen muss und meinen eigenen missionarischen Weg finden werde. Leider traue ich mich nie ältere Leute zu bitten, langsamer zu sprechen, sodass ich nicht alles verstanden habe, was sie mir über sie erzählte, aber eines steht fest: Sie hat sie bewundert und für ihre Taten geehrt.

Auch konnte ich ihr Grab vor Ort besuchen, was mir sehr viel bedeutet hat, denn im Prinzip war sie der Grund, warum ich mich dazu entschlossen hatte, ein Auslandsjahr genau in Peru zu absolvieren.

 

Auch war ich für drei Tage im Urwald und das waren wohl mit die drei Tage, die ich niemals vergessen werde. Ich habe Piranhas geangelt, mit Affen gespielt, Papageien sinnlose Wörter beigebracht, Faultiere, Affen und Tukane auf meinem Arm gehalten, wunderschöne Vögel beobachtet, lauschte dem Lärm der Insekten oder den schönen pfeifenden Vögeln, genoss die bunten & großen Früchte und die angenehme Hitze, liebte die farbenfrohen Schmetterlinge; bin im Amazonas geschwommen und vor allen Dingen: mit einem Delfin!

 

Als wir (damit meine ich die beiden liebenswürdigen Niederländer Tessa und Rick und meine beiden Guides Magno und Glen) uns dazu entschlossen hatten, einen Köpper in das kühle Amazonaswasser zu machen und für einige Zeit zu schwimmen, kam ein süßer, kleiner Delfin zu mir und zog mich für einige Zeit durch das Wasser. ♥ Ich hätte niemals erwartet, dass ich jemals mit einem Delfin schwimmen werde und auch mein Guide Magno sagte mir, dass dies unwahrscheinlich selten passiert. In der Gruppe hatte ich insgesamt wahnsinnig viel Spaß auch wenn nach den drei Tagen mein Spanisch ziemlich abgebaut hatte, da mich die niederländische und englische Sprache aus dem Konzept warf und für Sprachverwirrung sorgte.

 

Um auch wieder an die deutsche Sprache erinnert zu werden, kam Regina schon am nächsten Tag auch nach Iquitos geflogen, mit der ich zusammen den Markt im Stadtviertel Belén besucht habe – ein Stadtviertel, auf Holzstämmen errichtet, um bei Hochwasser nicht überschwemmt zu werden. So viel Leid auf einem Fleck habe ich noch nie gesehen: Schlafende Männer und Frauen auf den Verkaufsflächen und dem Boden, viel Fleisch unhygienisch wie eh und je an jedem Stand, Schlamm auf dem Boden und Dreck, sodass man keine Stelle betreten konnte, ohne schmutzig zu werden. Bananen in Massen verfault auf dem Weg, Schildkrötenköpfe frei und ohne Problem zum Verkauf. Zwischenzeitlich konnte ich wirklich nicht atmen; der Atem stockt immer noch, wenn ich an das Leid denke, die Blicke der Einheimischen und den Gestank, den ich selten oder vielleicht auch noch nie gerochen habe. Irgendwann wollte ich von dort einfach nur weg; nein, musste einfach nur von dort weg, da mir in dem Augenblick wieder so vieles über den Kopf gewachsen ist.

 

Regina trat am nächsten Tag auch die gleiche Tour an, die ich einen Tag zuvor abgeschlossen hatte, sodass ich mich wieder schneller von ihr verabschieden musste, als ich sie wiedergesehen habe. So nutzte ich die Zeit noch andere Teile der Stadt kennenzulernen, erneut zum Grab meiner Tante zu fahren, mit anderen Einheimischen zu sprechen, die sie kannten und langsam aber sicher meine Sachen zusammen zu packen, um meinen Rückflug nach Lima anzutreten.

 

Iquitos hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt und ich würde diese Reise immer wieder gerne wiederholen. Habe viel an die wichtigsten Freunde und Familienmitglieder gedacht und euch gerne bei mir gehabt, um euch das wundervolle, harmonische Leben am anderen Ende der Welt zu zeigen.

 

Nach dieser Woche flog/ fuhr ich allerdings schon das dritte Mal nach Lima, in die Hauptstadt Perus, die zentraler Knotenpunkt des Landes ist.

Lima

In Lima kam ich schon zwei Tage vor unserem großen Zwischenseminar der Kinderhilfe Cusco-Peru e.V. an, sodass ich zunächst Zeit fand, die Wellen und das Meer auf eigene Faust zu erkunden. Mein ganz großer Wunsch über dem Meer einen Paragliding-Sprung zu machen, ließ sich leider aufgrund Windmangels einfach nicht verwirklichen, sodass ich die meiste Zeit am Wasser saß, mich mit lustigen Peruanern unterhielt oder im Hostel meines Vertrauens das Internet blockierte. Schon nach weniger als 48 Stunden Lima machte ich mich auf den Weg zu unserem Hotel, in dem ich alle Freiwilligen wiedertraf – Florian und Benjamin habe ich rund acht Wochen nicht mehr gesehen – und das Zwischenseminar stattfand. Auch unsere Oberschwester Sör Nelly war für einen Tag anwesend, wodurch wir die wenigen Probleme, die im Raum standen, klären konnten. Neben dem theoretischen Stoff, den es in diesen Tagen zu besprechen galt, fanden wir glücklicherweise auch ein wenig Zeit den Altstadtkern Limas kennenzulernen und das wohl wichtigste Museum über die verschiedenen Kulturen des Landes zu besichtigen. Es hat definitiv gutgetan, einmal über die Dinge, die mich über das Jahr hinweg beschäftigt haben, mit meinem Organisationsleiter Herrn Doktor Gravenkötter persönlich zu besprechen und Dinge über das Projekt zu erfahren, die wir bis dato nicht so wussten. In diesen Tagen haben wir auch an einem Nachmittag die Zeit gefunden, ein Projekt in „Lima 2.0“ zu besuchen. Mit Lima 2.0 meine ich das Lima, von dem niemand erzählt, wenn man über die Hauptstadt Perus spricht. Denkt man an Lima stellt man sich die Hochhäuser und Einkaufszentren in Miraflores oder Barranco vor; die ewiglangen Strände oder assoziiert damit die Rosa Nautica, das bekannte Restaurant direkt auf dem Meer. Aber wer verbindet mit Lima die rund 8 Millionen Menschen, die in Armut leben? Zwei Stunden entfernt von den Touristenorten, aber immer noch in Lima? Die Orte, an denen ein einiger Wasseranschluss etwas Besonderes ist? Wo es statt gepflasterte Straßen der Staub dominiert? Aber genau dort waren wir! Haben uns ein Projekt einer Bekannten unseres Chefs angesehen, die dort ein Frauenhaus, ein Kindergarten und eine ärztliche Versorgungs-Zentrale errichtet hat. Im Frauenhaus beispielsweise bekommen die Frauen, die vielleicht arbeitslos sind, die Möglichkeit einen Beruf zu erlernen – Ob es eine Ausbildung zur Frisörin, ob es der Umgang mit Häkel- oder Stricknadel oder ob es eine Lehre zur Köchin ist - den Frauen wird eine Perspektive geboten und das ist für mich eine der wichtigsten Punkte in der Entwicklungshilfe.

Da Anna-Marias und mein Flug verschoben worden war, durften wir beide uns schon sehr früh am 1. März auf den Rückweg nach Cusco machen, wo ich nach rund 1 ½ Monaten mich erneut in meine neue Heimat verliebt habe. Das Preisniveau in der ehemaligen Inkahauptstadt ist bei weitem niedriger, sodass ich mich sehr gefreut habe, für ein Taxi nur noch rund 5 Soles statt 25 zu bezahlen – Natürlich muss man beachten, dass Lima viel größer und weitläufiger ist. Aber auch hinsichtlich Essen und Übernachtungen ist Cusco günstiger, als es die Hauptstadt Lima ist, was mein Portmonee doch sehr erfreut.

 

Nach einem Wochenende, in dem ich auch endlich meinen Gastbruder Chano kennengelernt habe, der am 11. Februar seit Auslandsjahr in Neuseeland beendet hatte, und froh war, für die nächsten Wochen mehr oder weniger sesshaft zu sein, machte ich mich wieder auf den Weg ins Projekt, in dem uns viele liebenswürdige Rabauken empfingen.

 

Liebe Leute,

das war mein Urlaub quer durch Südamerika 2014! Ich hoffe sehr stark, dass ich nach Beendung meines Auslandsjahres schnell noch einmal Zeit finden werde, diese Länder zu besuchen; besonders die Atacama-Wüste, Iquitos und natürlich Cusco – die Orte, an denen mein Herz am meisten hängt.

 

Bis bald, eure Weltbummlerin.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0