Schon wieder ein Monat im Projekt! ♥

Liebe Leute,

ich kann es mal wieder nicht glauben, wie schnell die Zeit rast. Gerade beginne ich diesen Blogeintrag zu schreiben; es ist Mittwochabend und würde ich meinem Zeitgefühl rechtgeben, wäre es Montagmittag. Aber auch in dieser Woche haben wir wieder sehr viel erlebt; angefangen von der wohl besten Englischstunde dieses Jahres über den „Geburtstag“ des Schwesternordens Siervas de Cristo Sacerdote, dem unsere vier lieben Nonnen angehören bis hin zu tollen Momenten des Blödelns und Quatsch machen mit unseren Kindern.

Am Montag nach der Arbeit auf der Chacra fand eine Reunión statt, bei ich wieder festgestellt habe, dass die Zeit, die uns noch bleibt, gar nicht so kurz ist, wie angenommen. Aber dennoch und definitiv zu kurz! Ich freue mich schon wie ein Honigkuchenpferd auf die folgenden Ereignisse wie die große Maisernte auf dem Feld Hermana Polis, die Osterwoche mit Lagerfeuer auf dem Innenhof, die zweite große Geburtstagfeier der Kinder, den Wettbewerb, bei dem eine Hymne für die Albergue geschrieben werden soll oder den Festtag der Gründerin des Schwesternordens. Bekanntermaßen rast die Zeit nur noch einmal um einiges schneller, wenn es viel Programm gibt.

Von der Chacra gibt es diese Woche nicht allzu viel Neues zu berichten. Wie auch in den letzten Wochen haben wir eine Menge geerntet und mit dem Triciclo zur Albergue gebracht. Langsam aber sicher werden auch die Tomatensträucher leerer – Es ist der absolute Wahnsinn, dass wir seit knapp einem Monat alle drei Tage zwei Eimer geerntet haben, es aber immer noch genügend große, rote Früchte gibt, um davon satt zu werden! Nebenbei graben wir neue Löcher und Reihen mit Spitzhacken und Schaufel, die wir an anderen Tagen wieder geschlossen haben. Allerdings haben wir Zuwachs von zwei Truthähnen bekommen, die Juana in der letzten Woche in Arequipa erworben hatte. (Ziemlich scheue Tiere, wenn es ums Fotografieren geht)

Mit den Kindern macht mir die Arbeit viel Spaß! Auch wen ich am Anfang eher skeptisch war, ob ich den Sprung von den größten Kindern zu den Kleinsten ohne weiteres meistern werde, macht mir die Arbeit mit meinen sieben Rabauken mindestens genauso viel Spaß, wie mit den Großen. Manchmal möchte ich zwar am liebsten, dass die Kinder die Hefte zuschlagen und die schwachsinnigen Hausaufgaben nicht machen, aber das hätte nur zur Folge, dass sie Probleme mit ihren Lehrern bekommen, anstatt, dass sich etwas im Schulsystem ändert. „Schreibe die Zahlen 7000 bis 8000 auf“, „Schreibe in Sechserreihe die Zahlen von 0 bis 900“, „Schreibe 10 Wörter, die mit ‚pla, ple, pli, plo, plu‘ beginnen“, und mein täglicher absoluter Favorit „Schreibe die Zahlen 22789, 12403, 57835 aus“ (allerdings rund 30 solcher Zahlen!).

Man merkt, dass ich von diesen Aufgaben nicht allzu viel halte. Das kann ich ihnen leider nur nicht sagen, da sie dann nur einige Bestätigung hätten, ihre Hausaufgaben nicht zu machen. Zur Folge hat das Ärger mit dem Lehrer/ der Lehrerin, was ich keinem Kind zumuten möchte und kann.

Der Englischunterricht!

Man mag es kaum glauben, aber zurzeit macht mir der Englischunterricht wahnsinnig Spaß. Ich unterrichte nun nur noch mit Regina zusammen, denn unsere ehemaligen Gruppen haben wir in zwei gleichgroße kleinere aufgeteilt. Zwei in der Gruppe der größeren Schüler (14 bis 18 Jahre) wissen Dinge, die ich niemals von ihren erwartet hätte. Vokabeln wie „singen“, „spielen“, „schlafen“, „essen“ oder „haben“ sind für sie kein Problem und vergessen das „s“ in der dritten Person Singular nur noch selten. Sie fragen nach, wenn ihnen etwas komisch vorkommt und haben Sätze gebildet wie „Ich esse einen Apfel“, was im letzten Jahr noch absolut undenkbar gewesen wäre. Mich freut es so, dass ein sichtbarer Erfolg zu sehen ist! Aber auch die kleinen scheinen nach und nach die Regel „He/ She/ It – das S muss mit!“ zu verinnerlichen. Zwar ist die Stunde mit ihnen immer noch deutlich anstrengender; nicht nur ein Kind wurde in der letzten Stunde rausgeschmissen, aber es bessert sich! Und das macht mich froh.

Am Dienstag war der „Geburtstag“ unserer Nonnen, da es ein Feiertag zu Ehren Marias war, die die Schwestern Kolumbiens und Perus stark verehren. Aus diesem Grund waren Franca und ich nicht auf der Chacra, sondern haben in der hauseigenen Bäckerei der Albergue zwei Apfelkuchen gebacken, die wir nach dem Festessen unten im Schwesternhaus verputzt haben. Leider habe ich von der Messe in der Kapelle unten nicht all zu viel mitbekommen, da ich noch auf den Kuchen im Ofen aufpassen musste, dass er nicht verbrennt, da er einfach nicht fertig werden wollte. Als ich gerade unten ankam, war der Pastor schon in seiner Predigt vertieft. Im Anschluss hab ich schnell die süße Nataly im Kindergarten abgeholt und auf meinen Schultern zur Albergue gebracht, sodass ich nicht viel zu spät beim Mittagessen im Schwesternhaus ankam. Zusammen mit Franca habe ich den noch nicht ganz fertigen Kuchen aus dem Ofen geholt und nach unten geflitzt, während die anderen schon beim zweiten Gang waren. Das Festessen bestand aus sage und schreibe vier Gängen: Nach einem phänomenalen Salat Schwester Polis, gab es eine leckere Suppe und im Anschluss ein riesiges Stück Lasagne für jeden - Und ehrlich: Ich war schon nach dem ersten Gang pappsatt. Zum guten Abschluss gab es dann noch den Kuchen und ein leckeres Eis, das der Pfarrer Cesar spendiert hat. Alles superlecker, aber jeder von uns ist fast geplatzt oder an Magenüberlastung gestorben. Mit Hermana Cecilia und Schwester Delfina sind wir zusammen zur Albergue zurückgelaufen und haben so viel gelacht, wie lange nicht mehr zusammen. Cecilia hat Delfina in ihrer Gangart nachgemacht, hat uns gezeigt, wie man nach einem solchen Essen richtig geht und mit mir beschlossen, gemeinsam zu platzen. Nach einer Stunde des Verdauens und Ausruhens haben wir uns nachmittags noch beim Volleyballspielen ausgelassen und laut Musik gehört, Hausaufgaben mit den Grundschülern gemacht und den Tag locker und gemütlich ausklingen lassen.

Und jetzt, liebe Leute, werde ich von dem berichten, was ihr mir wahrscheinlich nicht glauben werdet. Ich nenne diesen Lebensabschnitt „Projekt Peruanerin“, denn ich habe mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort „Ja“ gesagt. Als ich mich mit einem guten Freund meines Gastbruders über mein Leben in Peru unterhalten habe, sagte ich, dass es mir nicht gefiele von jedem als „Gringa“ bezeichnet; von vielen als Touristin betrachtet und daher auch preislich über den Tisch gezogen zu werden. Er erwiderte mir, dass wir uns am nächsten Wochenende (diesem hier) treffen werden, zum Frisör gehen, meine Haare dunkel färben, braune Kontaktlinsen kaufen und meine Haut durch Bräunungsmittel verändern. Ich habe gelacht, es nicht als ernst wahrgenommen und ihm die Hand drauf gegeben – Jetzt habe ich das Schlamassel. Wenn ich es nicht tue, schulde ich ihm einen Kasten Bier. Und Wettschulden sind Ehrenschulden!

Am Donnerstag und Freitag ist nicht mehr sonderlich viel passiert; außer, dass wir am Freitagabend kurz bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Cusco gemacht haben, Tamales zubereitet haben. Zusammen mit Hermana Poli haben wir einige Maisplanzen geschält, die Körner zu einer Masse mit einer Art Fleischwolf zerkleinert und im Anschluss die Masse in Maisblätter eingewickelt, gekocht - Schmeckt echt super! Danach habe ich mich schon mit den anderen wieder auf den Heimweg gemacht und sehe gespannt einem schönen Wochenende entgegen.

 

Liebe Grüße aus den Anden,

eure Anna. ♥

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