Der ganz normale Trubel ♥

Liebe Leute,

 

Das Osterfest ist nun mit allen Feierlichkeiten und Extra-Aktionen vorbei, sodass auch bei uns in der Albergue langsam aber sicher Alltag einkehrt. So findet beispielsweise die Hausaufgabenbetreuung wieder zur gewohnten Zeit und im gewohnten Umfang statt und das Unvorhersehbare im Tag hat sich ein wenig reduziert. Denn obwohl die heilige Woche vorbei ist, heißt es noch lange nicht, dass eine Woche strikt nach Plan abläuft. Seht selbst:

 

So waren wir am Montagmorgen zwar wie gewohnt mit allen auf der Chacra – Wir vier Mädchen haben geerntet und Tomaten zurückgeschnitten und die Jungs sind noch einmal zu der Brücke gelaufen, an der sich die Wasserquelle unserer Chacra befindet, denn: Es gibt schon wieder bzw. immer noch kein Wasser. Mit Schaufel und Spitzhacken geht es an solchen Tagen dann darum, die Quelle von Sand, Staub und Dreck zu befreien. Wir Mädchen werden bei diesen Aufgaben nur hin und wieder benötigt, sodass wir dann Aufträge bekommen wie in der Zeit zu ernten oder Sträucher zurückzuschneiden. Da hier im Moment wieder die Kälte einkehrt, können wir vieles nicht mehr anpflanzen. Statt Zucchini, Tomaten, Böhnchen oder Gurken gibt es jetzt wieder viele Erbsen oder Kohlköpfe. Die alten, vertrocknenden Pflanzen sind vielen großen, neuen Löchern gewichen, in denen wir demnächst neue Samen einpflanzen werden. Auch wenn das Löcher hacken und Erde auflockern sehr anstrengend sein kann, macht es uns Spaß, uns körperlich richtig auszutoben.

 

Am Dienstagmorgen haben wir auf der Chacra Hilfe von unseren starken Jungs der Albergue bekommen, da erneut die Schule und alle Lehrer gestreikt haben. Statt zur Schule zu gehen durften die kleinen Jungs daher aus den Gewächshäusern Steine sammeln und nach draußen tragen und die Großen zur Quelle laufen, um unser Wasserproblem zu beheben. Während wir Freiwilligen damit beschäftigt waren, Löcher zu mit Dünger zu schließen, schlichen immer wieder die kleinen Jungs mit einem Sack Steine auf dem Rücken um uns herum. Es ist der Wahnsinn, wie stark die Kinder sind und niemals zugeben würden, dass ein Sack zu schwer bepackt wurde.

 

Die Hausaufgabenbetreuung ist ehrlich gesagt noch anstrengender, wenn die Kinder keine Hausaufgaben aufhaben. Wenn alle Zwerge im gleichen Augenblick um eine neue Aufgabe bitten, da sie die erste bereits erledigt haben. Wenn du direkt zum „bösen Mädchen“ wirst, da du dem Kind, das um Hilfe bittet, nicht sofort helfen kannst, da du gerade damit beschäftigt bist, die ausgedachte Aufgabenstellung einem anderen Kind zu erklären. Dann will das eine Kind partout nicht das Buch lesen, das du für sie ausgesucht hast, motzen, dass es „zu einfach sei“, aber eine halbe Stunde benötigen, um eine Seite zu lesen. Manche Kinder haben dann so viel Köpfchen, sich Bücher auszusuchen, die sie schon auswendig kennen, um die Fragen über das Buch im Anschluss ratzfatz beantworten zu können. Am Dienstagnachmittag war wie gesagt so ein Tag, wobei ich sehr froh war, dass meine drei Mädchen in der Gruppe sich zu beschäftigen wussten und ich mir nur Aufgaben für meine kleinen Bengel ausdenken musste. Außerdem nahmen wir den Tag zum Anlass alle Hefte zu kontrollieren, ob immer alle Hausaufgaben gemacht worden sind und jede erste Seite des Heftes ordentlich bemalt und beschriftet worden ist.

 

Am Mittwochmorgen haben wir wieder alle Pflanzen der Gewächshäuser gegossen, was fast den ganzen Vormittag in Anspruch nahm. Zum Glück gibt es im Moment sehr viele leere Felder, die schon mit Löchern bestückt, jedoch noch nicht bepflanzt sind, sodass man diese zurzeit nicht gießen muss. Außerdem haben wir wie immer ein bisschen geerntet, um die Albergue mit frischem Gemüse zu versorgen. Nachmittags bei der Hausaufgabenbetreuung nahm alles seinen gewöhnlichen Gang – Marco Antonio veräppelte mich wieder nach Strich und Faden, meine drei Mädchen hatten Hausaufgaben auf, die sie nicht machen wollten; mein Schlauster war ausnahmsweise mit seinen Mathehausaufgaben überfordert und Angel – mein kleiner Sonnenschein & Engel, beschäftigte sich mit den ersten Seiten seiner Hefte, die von Tag zu Tag immer schöner und bunter werden. Die schlimmsten fünfzehn Minuten des Tages war die Viertelstunde Englischunterricht mit der Primaria. Die Grundschüler sind gewiss nicht mehr so motiviert, wie am Anfang, vor drei Wochen. Viele hören einfach nicht zu und quatschen, andere sind mitten im Unterricht rausgegangen, ein Mädchen wollte auf den Bänken am anderen Ende des Raumes toben und der Rest saß mehr oder weniger desinteressiert auf ihren Stühlen und ließen die Minuten verstreichen. Solche Tage sind immer wieder entmutigend, da man sich bei der Auswahl des Themas doch immer viel Mühe gibt und versucht kindliche Plakate zum Lernen vorzubereiten.

 

Der Donnerstag – Statt Chacraarbeit, Küche abreißen.

 

Der coolste und sicherlich lustigste Vormittag dieser Woche war der Donnerstagmorgen, in dem Benjamin, Anna-Maria und ich zusammen mit Pavela die einst erste Küche der Albergue abgerissen haben. Mit Spitzhacke, Hammer und Schaufel kloppten wir auf einem Zement-, Steinofen ein, sodass wir am Ende des Tages nicht nur Blasen an den Fingern hatten, sondern auch ein Finger sehr blau und angeschwollen war.

 

Am Freitagmorgen wuschen Anna-Maria und ich, während Franca, Regina und Florian auf der Chacra waren und Benjamin erneut seine Kraft beim Küchenabriss unter Beweis stellen durfte.

Es ist gruselerregend, wie schnell im Moment die Wochen im Projekt vorübergehen, die Wochenende in Cusco verstreichen und im Endeffekt, wie wenig Zeit uns noch bleibt. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, bald wieder in Deutschland zu sein, weil ich nicht begreifen kann, dass das Jahr so fix vorrüberging – Was nicht heißen soll, dass ich euch nicht vermisse!

 

Ich sende euch einen ganz lieben Gruß zu,

bis ganz bald,

eure Anna

 

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