Ein Jahr neigt sich dem Ende ...

Entschuldigt für die Verspätung, dafür heute wie üblich in ganzer Länge ... In 13 Tagen bin ich wieder da!

Liebe Leute,

 

auch in der vorletzten Woche unserer Arbeit in Quiquijana musste viel vorbereitet werden, anderes haben wir „zum letzten Mal“ gemacht, wieder anderes zum ersten Mal – Dinge, die man in einem Auslandsjahr in den Hochanden Perus unbedingt einmal gemacht haben muss.

Mit Pfingstmontag begann unsere Woche schon einmal ganz anders als gewohnt – Die Kinder waren nicht in der Schule und hatten so auch keine Hausaufgaben auf; auf der Chacra stand dennoch die alltägliche Arbeit an. Also spielten wir am Nachmittag mit den wenigen Kindern, die da waren, da viele doch erst gegen Abend eintrudelten, da sie den freien Tag bei ihren Familien verbracht haben. Am Abend besuchten wir mit den meisten Kindern und den Schwestern zusammen die Messe, in der ich zwischen sehr vielen kleineren Kindern saß, die mich wieder sehr herzlich und wild beim Friedensgruß umarmt haben. Ich werde es in Deutschland in der Messe vermissen, meinem Mitchristen nur die Hand reichen zu können und keine herzliche, friedvolle Umarmung zu schenken.

 

Am Dienstag nahm wieder alles seinen gewöhnlichen Gang. Die Wasserprobleme auf der Chacra dominierten den Morgen der Jungs, in dem sie schon wieder mit unserer Motorpumpe Wasser aus dem Fluss holten und die Felder außerhalb der Gewächshäuser bewässerten. An diesem Vormittag waren wir auch alle zusammen auf der Chacra, sodass die restlichen Mädchen damit beschäftigt waren, Mangold, Radieschen, Rote Beete und Spinat anzupflanzen. Zurzeit haben wir nicht all zu viele Pflanzen auf der Chacra, die wir ernten können, sodass wir in der nächsten Zeit noch einige säen müssen, um unsere Kinder zu versorgen.

 

Am Nachmittag bin ich bei der Hausaufgabenbetreuung ein wenig verzweifelt, da alle Kinder einfach nur das taten, was sie wollten. Obwohl ich die Hausaufgaben mit einem Kind begonnen hatte, wollte es sie plötzlich nicht fertig stellen, die anderen erst gar nicht anfangen und meine drei Mädels finden es in letzter Zeit eh immer cooler zu malen, als ihre Hausaufgaben zu machen. Glücklicherweise kann sich dann Schwester Poli, die auch immer im Raum sitzt, durchsetzen und die Kindern, die einfach nichts tun, zurechtweisen.
Außerdem ist diese Woche die letzte Woche, in der wir Englisch-/ Computerunterricht geben. Nachdem wir mit den Kindern in den letzten Tagen und Wochen einiges geübt haben und Tests geschrieben haben, entschlossen wir uns dazu, in der letzten Woche noch einmal einen Film zu schauen. Ich bin froh, wenn die Zeit des Englischunterrichts vorbei ist.

 

Am Mittwochmorgen habe ich es mit Regina das erste Mal geschafft, so früh aufzustehen, um mit den Kindern in der Albergue zusammen zu frühstücken. Auch wenn ich morgens noch viel, viel, viel mehr als sonst gefroren habe - da wir rund eine Stunde früher das Haus verlassen haben - hat es sich gelohnt zu sehen, wie die Kinder morgens genüsslich ihre Brot essen und ihren Tee trinken. Zusätzlich gibt es jeden Montag und Donnerstag ein hart gekochtes Ei, am Dienstag und Freitag Suppe und am Mittwoch eine frittierte Wurst. Gut gestärkt machte sich Regina im Anschluss auf den Weg zur Chacra und ich buk mit Anna-Maria und Florian dieses Mal Brot – und zwar zum allerletzten Mal in diesem Jahr. Zusammen mit Poli putzten wir im Anschluss noch die Fenster, machten noch einmal eine Art Grundreinigung und erfreuten uns an sehr leckeren Brötchen.
Nachmittags nahm alles seinen gewöhnlichen Gang; ich machte mit meinen Kindern zusammen ihre Hausaufgaben, die allerdings wieder nur aus Malen bestanden. Am Abend gab ich zum allerletzten Mal in meinem Leben Englischunterricht. Haben den Film glücklicherweise auch noch zu Ende schauen können und damit den Unterricht mit ein wenig Lachen beendet.

 

Am Donnerstag war einer der schönsten Tage des Jahres in Quiquijana. Begonnen hat der Tag mit vielen Kindern auf der Chacra. Da ein großes Schulfest stattfand (Jubiläum der Schule), waren viele Kindern nicht gezwungen zur Schule zu gehen und kochten lieber mit uns auf der Chacra Kartoffeln, dicke Bohnen und Chamote (ein süße Variante der Kartoffel) in einem Erdofen. Mit dem Bau des Erdofens waren wir auch sehr lange beschäftigt. Gut beschreiben, wie alles abläuft kann ich leider nicht, aber schaut euch am besten die Fotos in meiner Galerie an. Es ist eine typische Art in den Hochanden Kartoffeln und dicke Bohnen auf diese Art und Weise zu garen, die allerdings so aufwendig ist, dass wir es in der Albergue nur einmal im Jahr machen.
Am Nachmittag schauten wir dann mit vielen Kindern das Eröffnungsspiel der WM im unserem geliebten Nachbarland. Leider musste ich währenddessen noch einigen kleinen Kindern bei ihren Hausaufgaben helfen, sodass ich nur eines der vier Toren mitbekommen habe. Mit den Schwestern und Pavela haben wir die Spiele bis zur unserer Abreise getippt. Allerdings haben wir immer nur den Gewinner getippt, da die Schwestern sagen, dass sonst niemand gewinnen könne.

Abends waren wir dann noch mit einigen Kindern im Colegio, in dem wir uns einige Tänze unserer Kinder anschauen konnten. Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, wäre ich auch noch wirklich gerne länger geblieben.

 

Am Freitag haben die Jungs gewaschen, ich war zusammen mit Christian und den Mädels auf der Chacra, auf der wieder gegossen werden musste. Sonst ist an diesem Tag nicht viel passiert; abends sind Regina, Franca und ich zurück nach Cusco gefahren. Florian und Benni haben mit den Kindern einen Ausflug am Samstag gemacht, sodass sie noch in Quiquijana geblieben sind.

 

Als ich vor elf Monaten ins Flugzeug gestiegen bin, konnte ich nicht verstehen, dass ich ein Jahr lang in Peru leben werde und meine Familie und meine Freunde für 355 Tage nicht sehen kann. Heute – kurz vor meiner Ausreise – kann ich nicht verstehen, dass das Haus, in dem ich gerade lebe, gar nicht mein Zuhause ist und in weniger als drei Wochen in meinem einigen Bett schlafe. Mein Tagesablauf hier ist absolut zum Alltag geworden. Auch wenn ich jetzt sage, dass ich das letzte Mal Brot gebacken habe, - ich glaube, verstanden habe ich das noch nicht. Ich freue mich riesig, euch bald alle wiederzusehen, aber ich kann nicht glauben, dass das so bald wieder sein wird.

 

So planen wir gerade unseren Abschied, es gibt Millionen Listen, was noch alles getan werden muss. Angefangen von restliche Geschenke kaufen, über Fenster in unseren Zimmern putzen, Abschiedstexte für Pavela schreiben und Benotungen für unsere Kinder im Unterricht schreiben bis hin zu Fotos ausdrucken und uns schließlich und endlich wirklich verabschieden.

 

Damit verabschiede ich mich für heute,
eine herzliche Umarmung in die weite Welt,

bis in dreizehn Tagen …
eure Anna

Eines meiner Herzenskinder ♥
Eines meiner Herzenskinder ♥

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