Erste Fahrt ins Andendörfchen

Um Punkt 14 Uhr stand Pavela, die hauptsächlich für die Kinder und die Hausaufgabenbetreuung in der Albergue verantwortlich ist, in der Tür und erfragte ganz interessiert unsere Namen und erkundigte sich, wie es uns geht. 

Nach einem kurzen Plausch und der Einigung zu Fuß zur Bushaltestelle zu laufen, konnte die erste Fahrt ins Andendörfchen beginnen.
Nach 1 1/2 Stunden Fahrt kamen wir alle - trotz des maßlos überfüllten Busses - wohlbehalten in Quiquijana an. Nach einer kurzer Wartezeit trafen auch Schwester Nelly und Schwester Cecelia ein, die uns direkt unsere großen Zimmer zeigten. Die Jungs sowie Franca und ich schlafen im Schwesternhaus, das ungefähr 5 Gehminuten von der Albergue entfernt ist. Das Zimmer ist groß und geräumig. Durch das Zimmer hindurch ist eine Leine gespannt, an der wir unsere Karten und Fotos, die wir aus Deutschland mitgebracht haben, befestigen können. Außerdem haben uns die Freiwilligen aus dem letzten Jahr noch einige nützliche Dinge hiergelassen, für die wir sehr dankbar sind! An dieser Stelle an großes Dankeschön an euch!
Zeit zum Auspacken blieb aber zunächst nicht, immerhin wollten Anna-Maria und Regina ebenfalls ihr Zimmer inspizieren, das sich in der Albergue hinter dem Mädchenschlafsaal befindet und zum anderen waren wir auch sehr gespannt auf die Kinder, die wir in der nächsten Zeit betreuen dürfen.
Nachdem die beiden in ihrem Zimmer ihre Koffer abgestellt, wir eine Kleinigkeit getrunken und gegessen haben, das Jugendhaus und die Bäckerei kennengelernt haben, gingen wir zusammen mit den Schwestern und einem kleinen Teil der Kinder zum Gottesdienst. So einen schönen und liebevoll gestalteten Gottesdienst, mit viel Klatschen und Singen habe ich lange nicht mehr erlebt! Von der Atmosphäre war ich schlichtweg begeistert und wünschte mir, dass die Messbesuche in Ratheim auch ab und zu von mehr Kindern besucht werden, die so sehr an Gott glauben, wie diese süßen kleinen peruanischen Mädchen und Jungen! 
Vor Beginn der Messe hatte sich noch eine Taube in die Kapelle verirrt und wurde schnell zur Hauptattraktion für die Kinder. Obwohl einige Versuche unternommen wurden, diese wieder aus der Kapelle zu verscheuchen, ließ diese sich nicht von den Schwestern und den Kindern verwirren und beobachtete so das Messgeschehen von einem Querbalken des Kirchendaches aus.
Gleich zu Beginn des Gottesdienstes begrüßte uns der katholische Priester auf deutsch, indem er uns alle »Herzlich Willkommen« hieß. Das lockerte die Stimmung schon allgemein, mein persönliches Highlight der Messe war allerdings der Friedensgruß, da alle Kinder, besonders die Mädchen auf uns zukamen, uns umarmten und uns “La Paz”, den Frieden, wünschten. Diese Herzlichkeit, die wir noch einige Male hier erfahren durften, raubt mir momentan noch den Atem. Beispielsweise kam Franca und mir auch ein kleiner Junge mit offenen Armen auf der Straße entgegen, der offensichtlich auch in der Albergue lebt, sich kurz vorstellte und uns dann nicht mehr loslassen wollte. So niedlich!
Auch die Kinder im Jugendhaus sind total verspielt und wollten uns gar nicht ins Bett gehen lassen, als wir müde und erschöpft uns dazu entschlossen hatten. Stattdessen sollten wir sie in die Luft werfen und wieder auffangen, mit ihnen Fußball spielen, uns von ihnen die Haare flechten lassen oder sie einfach ein wenig auf unseren Schultern tragen. Natürlich war Schmusen und Kuscheln auch eine sehr hohe Priorität. Ein Mädchen ließ sich sogar von Florian die Bibel auf Spanisch vorlesen; später las sie selbst Verse laut aus der Bibel vor, was ebenfalls sehr süß anzusehen war. Die Kleinen haben einen großen Spaß daran uns mit unserem Vornamen anzusprechen und dann - eventuell lachend - wieder zu gehen. Unsere Namen kennen die 80 kleinen Kinder selbstverständlich schon. Das mag auch daran liegen, dass wir uns vor allen mit einem Mikrophon in der Hand vorgestellt und ihnen gesagt haben, dass wir uns alle sehr auf das folgende Jahr freuen! Uns fällt es jedoch sehr schwer einen einzigen Namen zu behalten und ich bin sehr gespannt darauf, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich mir alle Namen ohne lange zu Überlegen merken kann - ich werde euch informieren!
Um 20:30 Uhr mussten alle Mädchen und alle Jungen auf die Zimmer gehen und sich bettfertig machen. Franca und ich waren jedoch schon so erschöpft und kaputt, dass wir ein wenig früher in Richtung Schwesternhaus aufgebrochen sind, um dort unser Zimmer für das folgende Jahr einzurichten. Nachdem die Koffer ausgepackt und die Schränke eingeräumt waren und dadurch das Zimmer noch einen Tricken wohnlicher wurde, fielen wir todmüde und erschöpft in unsere Betten und wollten nur noch eines: Schlafen!
Morgen treffen wir uns bereits um 8 Uhr mit den anderen vier Freiwilligen am Frühstückstisch. Dort wird dann auch alles weitere für das Jahr besprochen, wie zum Beispiel die Essens- und Unterrichtzeiten, die wir zu beachten haben. Außerdem ist morgen unser erster Tag im Gewächshaus, auf der Chacra, der Englisch- und Computerunterricht wird erst in einer Woche beginnen. Auf das alles freue ich mich schon sehr, sehr, sehr! Besonders gespannt bin ich darauf, wie gut es wirklich mit der Sprache klappen wird. Momentan bin ich sehr motiviert die Sprache gut zu erlernen, sodass ich die Kinder gut verstehen kann und ihre Wünsche und Ängste verstehe, die sie mir zu vermitteln versuchen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Willi (Freitag, 16 August 2013 12:40)

    Tolles Tagebuch. Bedaure sehr, dass ich früher mich nicht aufraffen konnte nach Peru zu fliegen, um Tante Liesel zu besuchen. Na ja, Du machst das jetzt richtig. Viele viele schöne Tage wünschen wir dir. Gruss von Resi, Patrick, Ellen und Willi