Einen Monat im Projekt - Zwei Monate in PERU!

Das abenteuerlustige Wochenende + Gottesdienst in Quiquijana

Da Peru einfach niemals langweilig werden kann, haben wir am letzten Wochenende wieder wahnsinnig viel erlebt! Eigentlich hatte ich zusammen mit Franca am frühen Samstagnachmittag vor, zum Friseur zu gehen, allerdings standen wir gegen 13:30 Uhr vor verschlossenen Türen, sodass wir kurzer Hand um disponierten und in der Artesanias, einer großen Kunstmarkthalle, shoppen gingen.

Da ich an diesem Tag sehr gut gelaunt und fröhlich gestimmt war, habe ich mir an diesem Tag einen roten Pullover, eine wunderschöne Kette - passend zu meinen Ohrringen - und ein Federmäppchen gekauft. Glücklich und zufrieden mussten wir beide uns aber trotzdem Richtung Gastfamilie aufmachen, da es noch ein bisschen Zeit totzuschlagen galt, bis unser Friseur seinen Laden öffnete.

In dem Supermarkt unseres Vertrauens bekamen wir alle Lebensmittel, die für unser leckeres Essen (Nudeln mit Erbsen und Kräutern) benötigten. Im Endeffekt hat die Zubereitung auch ganz gut geklappt, auch wenn die Nudeln nicht ganz unserem Geschmack entsprachen.

 

Kurzer Einschub: Am Sonntag haben wir, kurz vor unserer Abfahrt nach Quiquijana von unserer Gastmutter Lili, die das Wochenende in Lima verbrachte, erfahren, dass im Laufe der nächsten Woche ein neuer Herd geliefert wird, den sie für wenig Geld in Lima erworben hat. Auf diese Bereicherung in ihrer Küche freue ich mich schon sehr, da ich mich hin und wieder mit seinem Vorgänger streiten musste!

 

Im Anschluss an unsere Koch-und Zauberkünste, haben Franca und ich dann zusammen den wahnsinnigen Schritt gewagt, auch hier in Peru zum Friseur zu gehen. Das Ergebnis: Einige bibbernde Momente bei dem äußerst lustigen Friseur “César” und eine schicke mehr oder weniger lange Kurzhaarfriseur. Damit ihr aber keinen Schock bekommt: Seht in meiner Bildergalerie nach, wie ich mich zu einer Frau verwandelt habe, die bei Dirty Dancing hätte mitspielen können!

Auch Franca, die seit Jahren keinen Pony mehr trägt, hat sich hier in einem vollkommen anderen Land dazu entschlossen, dieser Veränderung zuzustimmen.

 

Aus diesem Grund haben sich - bisher - 5 von 6 Freiwilligen hier Frisur-technisch stark gewandelt!

Den Sonntag habe ich auch zusammen mit Francita verbracht: Nachdem wir uns eine Weile mit Lili über den neuen Ofen und über unsere neuen Frisuren unterhalten haben, einige Fotos aus Lima belächeln durften und zusammen die Vorfreude auf meinen 19. Geburtstag angesprochen haben, gingen wir zusammen erst eine leckere Schokotorte essen und direkt im Anschluss in unsere Stammpizzeria, in der wir schon von dem Besitzer mit “Una pinzetta, como siempre?” (Eine kleine Pizza, wie immer?) angesprochen wurden – Gerade sehe ich schon manch einen vor dem PC sitzen, der sich fragt, wie man ERST Schokotorte und DANN Pizza essen kann! ♥

 

Damit wir uns gegen 16 Uhr Richtung Quiquijana auf machen konnten, packten wir im Anschluss schnell all unsere Sachen und fuhren anschließend allerdings nur zu dritt - Marina, Franca und ich - ins Andenhochland. Vor allem freuten Franca und ich uns auf den Gottesdienst, den wir zusammen mit ein paar Kindern gefeiert haben. Da aber Schwester Polly noch ein verlängertes Wochenende in Cusco verbrachte, um ihre Mutter gesund zu pflegen, fiel dieser Gottesdienst ein wenig monotoner aus, da sie das Geschehen nicht mit ihrer Gitarre begleiten konnte. Der Pastor hatte stattdessen aber ein kleines Keyboard, mit dem er die Lieder - die die Schwestern nur mitsingen konnten - begleitet hat.

Jedoch war dieses leicht verstimmt und daher war es leider kein großer Genuss ihm zuzuhören.

 

Kurzer Einschub²: Zu meinem Bedauern gibt es in Peru – jedenfalls habe ich bisher nirgends eins gesehen – kein Gotteslob, sodass die Lieder schwierig zu erlernen sind.

 

Anschließend bekamen wir von Sör Nelly ihre Küche im Schwesternhaus zur Verfügung gestellt, in der wir uns ein Ei gebraten und uns einen heißen Kakao gekocht haben. In unserem schön mit Bildern dekorierten Zimmer konnten wir diese beiden Dinge gut genießen und schauten uns anschließend einen lustigen Film namens “Selbst ist die Braut” auf unserem Laptop an. Ziemlich müde fiel ich anschließend in mein Bett und hätte den Wecker umbringen können, als er uns bereits neun Stunden später zu wecken versuchte.

Die Chacraarbeit

Auf zur Chacra, die Arbeit ruft” dachte ich leise für mich und war im Laufe des ersten Vormittags geschockt, wie recht ich mit dieser Aussage hatte. Nachdem ich viele Tomaten gepflückt hatte, stand der Krieg mit dem Mangold auf dem Programm: Viele, meiner Meinung nach viel zu viele Mangoldblätter wollten geerntet werden oder sich von uns an die Kuh verfüttern lassen. Als wir schließlich dachten, dass sich diese Arbeit dem Ende geneigt hätte, erfuhren wir von Pavela und Juana, dass wir unsere Arbeit schlecht verrichtet haben, sodass wir jede Pflanze erneut bearbeiten mussten. Ich sage euch, Freunde der Nacht, es war richtig nervig!

Gegen 11 Uhr haben wir diese harte Arbeit aber beendet und ich weil heilfroh darüber, stattdessen mit den Schwestern über unsere Anliegen zu sprechen (siehe nächster Punkt: Reunión)

 

Am nächsten Tag, am Dienstag, war die Arbeit zwar ein wenig körperlich anstrengender, da wir die Löcher, in wir in der vorherigen Woche gegraben haben, mit einer Erd-Dünger-Mischung füllen und anschließend schließen durften, aber dafür abwechslungsreicher. Mit dieser Arbeit waren wir eine Zeit lang gut beschäftigt und im Anschluss rissen wir viele, hauptsächlich vertrocknete Tomatensträucher aus der Erde, die ebenfalls an die Kühe verfüttert werden. Vorher haben wir noch alle Tomaten – egal ob grün ob rot – von den Sträuchern geerntet. Pavela forderte uns dann dazu auf, einige grüne Tomate „como una manzana“ (wie einen Apfel) zu essen und betonte dabei, wie lecker und gut diese schmecken würden. Ich allerdings war nicht sehr von dem Geschmack begeistert, meine Angst krank zu werden stieg enorm und die Befürchtung, dass grüne Tomaten giftig sind, schoss in meinen Hinterkopf. Plötzlich stand eine kleine Herde von Kindern aus der Primaria aus der Albergue vor unserer Nase und erzählten uns lächelnd, dass am heutigen Tage die Schule auf Grund eines Lehrer-Streiks ausgefallen sei. So unterstützten uns viele kleine Kinderhände – allerdings nicht bei der Arbeit, sondern beim Essen der roten, leckeren und grünen, ihrer Meinung nach lustig schmeckenden, Tomaten.

Und als hätte ich es nicht besser gewusst, lag nachmittags die Erste von uns krank in ihrem Bett!

 

Kurzer Einschub³: Da ich nicht weiß, an welcher Stelle ich davon berichten soll, schreibe ich hier kurz darüber: Am Dienstagnachmittag fiel meinen Freunden und mir plötzlich auf, dass einer der Berge, die das Dorf Quiquijana umzäunen, brannte. Er schlug hohe Flammen und die Kinder erzählten uns, dass ein Helikopter in diesen Berg geflogen sei, andere hatten tierische Angst, dass ihr Dorf über Nacht Flammen fängt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ein Landwirt versuchte sein Feld, das sich oben im Berg befindet bzw. befand durch ein kleines Feuer von Bakterien zu befreien. Dies scheiterte offensichtlich und der Berg war nach wenigen Stunden kohlrabenschwarz – Allerdings hielt das Feuer mehrere Tage an! Der Rauch und die Flammen, die man von hier unten aus gut beobachten konnte, beängstigten auch mich ein bisschen, da das Feuer erst nach drei Tagen verschwunden war.

 

Am Mittwochvormittag erwartete uns so viel Arbeit wie schon lange nicht mehr: Die restlichen Tomatenpflanzen mussten vernichtet, viele Mangoldblätter gepflückt, eine Hand voll Spinat geerntet und wieder einige Löcher in die Erde gehauen werden. Außerdem hatten Anna-Maria und ich an diesem Tag das Privileg den Meerschweinchenstall zusammen mit Juana auszumisten! Obwohl es ziemlich gestunken hat, hat es auch Spaß gemacht, die Meerschweinchen auf den Arm zu nehmen, mit ihnen Fotos zu machen und anschließend ihr zu Hause zu säubern. Eine weitere Neuerung zu unseren Gunsten ist, dass Juana und Pavela in Zukunft Wasser abkochen werden: Dadurch erhoffen sie sich, dass wir seltener krank werden und tatkräftiger auf der Chacra mitarbeiten können.

Der Donnerstag: Anstatt 12 Hände, die zusammen die Arbeit auf der Chacra verrichten, fanden sich an diesem Vormittag nur vier zusammen, da die anderen an diesem Tag viele Brötchen in der Bäckerei, die in dem Jugendhaus integriert ist, gebacken haben.

So machten sich Benni und ich alleine auf den Weg zu Juana und wir durften einige Löcher mit Dünger bestreuen, danach umgraben und schließlich und endlich mit Erde füllen. Nachdem diese Arbeit beendet war, gab es keine Aufgaben mehr für uns – bzw. Juana und ihr Mann wollten uns keine mehr geben, da wir Pause machen sollten.

„Gar kein Problem“ dachte ich mir, schnappte mir meine Jacke als Kissen und döste eine Runde in der Sonne, sodass ich mich später unter der Dusche vergewissern musste, ob meine Arme wirklich so braun sind oder ob es doch nur staubiger Schmutz ist – Die Sonne hat mich wirklich braun gebrannt und an der einen oder anderen Stelle bin ich jetzt auch ein bisschen rot!

Reunión mit den Schwestern, Pavela und Juana

An jedem ersten Montag im Monat (in diesem Falle am 2. September) findet zusammen mit Pavela, den Schwestern und Juana eine Reunión statt: Ein Treffen, in dem alles angesprochen wird, was in dem letzten Monat gut und schlecht gelaufen ist, was in der nächsten Zeit besser gemacht werden sollte und welche Anregungen und Fragen sich von unserer Seite aus stellen.

Vor allem das Thema “Englisch- und Computerunterricht” und “Hausaufgabenbetreuung” waren dabei zwei große Themen, die zu besprechen galten: Zum einen setzen sich ab heute die Gruppen des Unterrichts ein wenig anders zusammen, meine Jugendlichen müssen nun ihre Handys am Anfang der Hausaufgabenbetreuung und des Englischunterrichts bei den Schwestern abgeben, wir haben die Erlaubnis bekommen, einen Kopierer zu benutzen, um Arbeitsblätter zu vervielfältigen und haben nun auch die Möglichkeit Plakate für die Kinder zu entwerfen.

Des Weiteren haben wir noch ein wenig über die Mülltrennung in Peru gesprochen, haben uns für das fantastische Essen bedankt und unsere Freude über die Vielfältigkeit unserer Arbeit zum Ausdruck gebracht! Währenddessen durften wir einen leckeren Schokoladen-Pudding essen und wurden von den Schwestern für unsere kommunikative Ader gelobt und auch dafür, dass wir meist die Arbeit sehen, die zu tun ist.

Neues aus der Hausaufgabenbetreuung und dem Englischunterricht

Die Mittagspause fand dem entsprechen kurz aus und die Hausaufgabenbetreuung und der Englischunterricht waren stattdessen umso anstrengender. Hausaufgaben hatten meine Kinder heute so gut wie keine, oder konnten sie alleine anfertigen, sodass sie meine Hilfe gar nicht benötigt haben. Die Kinder waren am Montag tierisch unruhig und ein Junge stritt sich ununterbrochen mit einem Mädel, was die anderen Kinder sehr störte - Im Englischunterricht haben uns die Kinder am Montag so auf der Nase herumgetanzt, sodass es schwierig war, einen einzelnen Satz ohne “Ruhe - Silencio” zu schreien, auszusprechen. Im Prinzip haben wir dank der neuen Gruppenkonstellation von Null angefangen, was natürlich zusätzlich ein wenig deprimierend war.

 

Nach der getanen Arbeit habe ich zusammen mit Franca meinen Lieblingsfilm “Forrest Gump” angefangen zu schauen, ihn jedoch um 22 Uhr abgebrochen, um fix und fertig in mein weiches Bett zu plumpsen!

 

Der Unterricht mit der etwas besseren Gruppe am Dienstag war um einiges besser, als die vorherige Stunde. Das Plakat haben wir ohne schwerwiegende Vorfälle vorgestellt und haben vier neue Fragen „What do you not like?“, „When is your birthday?“ „How many brothers and sisters do you have?“ und „Where do you live?“ eingeführt, da wir immer mehr auf einen Steckbrief der Kinder hinarbeiten. Stolz und zufrieden beendeten Regina und ich die Unterrichtsstunde, auch wenn ich am Ende gefragt wurde, warum ich zwischenzeitlich so laut um Ruhe gebeten habe.

 

Während der Hausaufgabenbetreuung am Dienstag habe ich mich ein wenig mit einem Arbeitsblatt einer Schülerin befasst, in dem es über unseren Papst Francisco und seine Aufgaben in Rom ging. Meinen Schülern und Schülerinnen war an diesem Tage nämlich auch gar nicht zu helfen, da ausnahmslos alle (!) vier Seiten Noten für den Musikunterricht in ihre karierten Hefte übertragen mussten, wobei viele nicht einmal wissen, was ein Takt ist, wofür ein Bindebogen steht, oder was dieser merkwürdige Punkt hinter einer Note zu bedeuten hat. Geschweige denn einen Hauch der Ahnung davon haben, wie diese Note heißt, die sie dort gerade abmalen.

 

4.Kurzer Einschub: In meinen Ohren hallen ununterbrochen die Worte meiner Musiklehrerin, die in diesem Falle ausgerastet wäre, Noten und Notenlinien mit einem Kugelschreiber zu zeichnen und kein perfektes Notenheft zu besitzen – Bin ich froh: Anderes Land, andere Prioritäten!

 

– und Mittwoch und Donnerstag sahen sehr, sehr ähnlich aus!

Jedoch war der Englischunterricht am Donnerstag, den ich wieder zusammen mit Franca gegeben habe, ein voller Erfolg: Nachdem wir die Kinder einen kurzen Test über das Wort „sein/ (to) be/ ser“ haben schreiben lassen und ihn anschließend mit ihnen zusammen korrigiert haben, sangen wir alle zusammen das Lied „head and shoulders, knees and toes“. Den Kindern hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht auch wenn der ein oder andere Junge es lustiger fand, das Lied auf Quechua anzustimmen. Obwohl meine Zeichnung (die ihr in der Bildergalerie bewundert könnt) auf lautes Gelächter stieß, war auch für mich die Stunde besonders schön, da man den Schülern anmerkte, dass ihnen so das Fach auch Spaß macht.

Der erste Wasserausfall!

Die Woche war im Allgemeinen von einem Umstand geprägt: An drei von fünf Tagen gab es kein Wasser, sodass uns die entspannende und angenehme Dusche nach der Chacraarbeit verwehrt blieb. An einem Tag bekam Anna-Maria jedoch das Privileg bei den Schwestern eine Dusche zu nehmen, um sich von dem vielen Staub, Dreck und Schweiß der Chacraarbeit zu befreien.
Am Freitag - welch ein Glück - gab es allerdings Wasser, sodass der Waschtag nicht in Wasser fallen musste - Spaß beiseite!
Glücklicherweise haben die Schwestern allerdings einen Wasseertank in der Küche. Daher wurden wir trotz alledem mit Essen und Tee versorgt.

Der Waschtag: Freitag!

Am Freitag ist der sogenannte Waschtag für uns Freiwillige. Diesmal haben sich Franca, Anna-Maria und ich zusammengetan, um unsere Wäsche und die Wäsche unserer Kollegen sauber und rein zu waschen. Nachdem ich die Hosen mit kochend-heißem (85°C warmen) Wasser vorgewaschen haben, übernahm die Waschmaschine mit kaltem Wasser die restliche Arbeit. Während diese ihre Arbeit verrichtete, haben Franca und ich unser Zimmer aufgeräumt, den Boden blitzeblank geputzt und die Betten minimal verschoben, sodass es noch ein wenig wohnlicher ist.

Als ich anschließend mit den Schwestern gesprochen habe, um nachzufragen, wann ich an diesem Freitag nach Hause fahren könne, räumten sie mir ein, dass ich bereits direkt nach dem Mittagessen, den Heimweg nach Cusco antreten darf, sodass ich noch vor 17 Uhr ankomme, um meinen Geburtstag um 17 Uhr zu feiern!

Am Sonntag, wenn wir gut gelaunt – und ein Jahr älter – aus dem Wochenende kommen, steht „Badputzen“ auf dem Programm.

 

Für heute verabschiede ich mich von euch nach wieder einmal über 2000 Worten Berichterstattung und hoffe, dass ich mit dem ein oder anderen am Wochenende skypen kann!

 

Ich schicke euch allen eine fliegende Umarmung nach Deutschland und in die ganze weite Welt, in der mein Blog gelesen wird!

 

Liebste Grüße und ähnliches,

 

eure ANNA!

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