Alles nimmt seinen gewöhnlichen Gang ..

Hallo ihr! Hier meldet sich die Weltenbummlerin!

 

Mein letztes Wochenende ist sehr, sehr ruhig verlaufen: Krank und richtig erkältet in meinem Bett. Aus diesem Grund war ich am Sonntagnachmittag bei einer deutschen Ärztin in Cusco, da ich vor allen Dingen meine Kopf- und Halsschmerzen nicht mehr ausgehalten habe. Die letzten Nächte habe ich teilweise nur 4 Stunden geschlafen, sodass sie mir einige Medikamente gegen meine Grippe verschrieb. Am Montag blieb ich noch in Cusco – schlief also noch eine weitere Nacht bei meiner Gastfamilie und wurde dabei liebevoll von meiner Gastmutter Lili umsorgt, die sich wirklich immer sehr fürsorglich um uns kümmert. So fuhr ich erst am frühen Abend zurück ins Andendorf und kam dort an, während die anderen gerade dabei waren die letzten Minuten des Englisch- und Computerunterrichts zu erteilen. Meine Kollegen haben an diesem Montagmorgen anstatt die Chacra zu besuchen, eine Erstkommunion in der Grundschule von Quiquijana mitgefeiert. So eine Feier hätte ich wirklich gerne einmal miterlebt und genau an diesem Tag lieg in krank, mit Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und dem vollen Programm im Bett. Schön war, als mich die Ärztin in Cusco auf Typhus getestet hat: Die Begründung alleine „Sie leben in Quiquijana“ reichte für sie aus, mir Blut abzunehmen und es auf Erreger zu testen, sodass ich eine weitere halbe Stunde im Krankenhaus saß und auf mein zum Glück negatives Ergebnis zu warten.

 

Mittlerweile haben wir schon November, meine vierzehnte Woche hier oben in den Anden ist angebrochen und es schien an vielen Tagen die Sonne in ihrer vollen Pracht. An anderen Tagen schüttete es jedoch aus Eimern – Das Wechselbad des Wetters und den damit verbundenen Gefühlen kann man momentan wirklich mit unserem deutschen Herbst vergleichen. Da fehlen nur die wunderschönen bunten, aber vor allen Dingen knallroten Blätter der Bäume, die einem durch die Haare und ins Gesicht fliegen, während man durch die Straßen geht. – In Deutschland mit Mütze und Schal und hier mit kurzärmligen T-Shirt.

 

Nachdem ich all meine Sachen in Quiquijana ausgepackt hatte und mich gerade in mein kuschelig, warmes Bett legen wollte (da es auf 3500 Höhenmeter in der Nacht doch sehr kalt wird), klopften die beiden Jungs an unserer Zimmertür und brachten uns ein kleines Geschenk vorbei: Eine dicke, richtig rote und große Spinne, in einem Trinkglas gefangen gehalten. Richtig angewidert wollte ich den Jungs schon die Tür vor der Nase zu machen, als die anderen doch noch auf die Idee kamen von dem prächtigen Tier einige (leider verwackelte) Fotos zu machen. Im Anschluss tötete Anna-Maria das Vieh mit dem nahegelegensten Schuh und die Sache war glücklicherweise vom Tisch.

Außerdem möchte ich in diesem Bericht nur sporadisch von meinen Erlebnissen dieser Woche erzählen, damit keine Langeweile aufkommt, da momentan alles seinen mehr oder weniger gewöhnlichen Gang nimmt.

 

Eine durchaus gravierende Neuigkeit gibt es aber für uns, da momentan der kleine Weg zur Haustür der Albergue erneuert wird. Aus diesem Grund müssen wir seit Montag einen kleinen Umweg laufen. Das Problem ist, dass es für die Tür, durch die wir jetzt immer gehen müssen, am Anfang der Woche nur einen einzigen Schlüssel gab. Aus diesem Grund riefen wir meist die beiden Mädels, die im Schwesternhaus wohnen an oder hofften auf ein hellhöriges Kind, das uns die Tür aufmachte. Am Mittwochvormittag dann, gab Sör Nelly drei nachgemachte Schlüssel – für jedes Zimmer einen.

 

Eine richtige Gänsehaut bekam ich durch zwei Situationen in dieser Woche:

Die erste ereignete sich am Dienstagabend, als ich mit einer Schülerin, die sehr lange mit ihren Hausaufgaben beschäftigt war, zusammensaß, um ihre Englischaufgaben, die sie einfach nur abschreiben wollte, erledigt habe. Eine Aufgabe dabei war es, eine kleine Geburtsurkunde über die eigene Person anzufertigen. Als wir bei dem Thema „Name des Vaters“ angekommen waren, zuckte sie zunächst mit den Achseln; trug anschließend den ersten Namen ein, radierte ihn allerdings wenige Sekunden später wieder aus – Diese Prozedur wiederholte sich genau zwei Mal. Schließlich einigten wir uns darauf, alle drei Namen in das vorhergesehene sehr kleine Kästen einzutragen, als sie fast weinend vor mir saß und meinte „Mi mamá no está segura“ (Meine Mama ist sich nicht sicher). Diese hieß übrigens genau wie ich Anna.

 

Der zweite sehr schockierende Moment erlebte ich am Mittwochabend: Regina und ich waren an der Reihe Englischunterricht zu geben, da uns aber unser Heft fehlte, mit dem wir die Anwesenheit der Kinder kontrollieren, lief ich noch einmal schnell hoch, um dieses zu holen. Zu diesem Zeitpunkt war die Treppe schon voller Blut und ich erschrak wie noch nie. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die kleine Babykatze, die wir alle so süß finden, aus dem Gesicht stark blutete, da wahrscheinlich ihre Mutter sie verstoßen hat und außerdem ihr Schwanz gebrochen ist, was wiederrum darauf hindeutet, dass ein Kind über sie gestolpert ist. Als ich jedoch im ersten Moment nur dieses Blutbad auf der Treppe sah, kribbelte es bei mir am ganzen Körper, wurde an einen schlechten Krimi erinnert und konnte daher später kaum schlafen.

 

Am Donnerstagmorgen wiederholten wir die Arbeit von letztem Dienstag: Obwohl Pavela mit den Bauarbeitern in der Stadt gesprochen und sie gebeten hat, dass das Wasser für ein paar Stunden am Tag angemacht wird, da unsere Pflanzen bei dieser heißen und sehr trockenen Luft in den Gewächshäusern sonst eingehen, mussten wir an diesem Tag ein zweites Mal alle Tomaten-, Mangold-, Gurken- Salat-, Zucchini- und diversen anderen Pflanzen durch unsere kleinen Tassen begießen (Nebenbei erwähnt: So etwas wie Gießkannen besitzen wir nicht!). Dieses Mal beträufelten wir jede Pflanze mit 3 Tassen (ungefähr 750 ml), da bei letzten Mal unser halber Liter Wasser nicht ausreichend für die Pflanzen war. Glücklicherweise arbeiteten an diesem Morgen noch mehr Hände als beim letzten Mal mit, sodass wir nicht ganz 3 Stunden für die ganze Arbeit benötigt haben. Sehr froh sind wir darüber, dass das Abkommen mit den Bauarbeitern an den restlichen Tagen geklappt hat: Denn sonst wären wir jeden Tag ausschließlich damit beschäftigt, die Pflanzen zu gießen und hätten keine Zeit für die anderen wichtigen Aufgaben wie Säen, Ernten oder Pflanzen zu säubern.

 

Das Schlauchsystem, das normalerweise an jede Pflanze bis zu einem Liter Wasser pro Tag spendet, lernen wir erst jetzt richtig zu schätzen. Auch für die Kanäle, an denen wir jeden Tag vorbeigehen müssen, um zum Gewächshaus zu gelangen, sind wir jetzt richtig dankbar. Allerdings sind diese momentan durch die Arbeiten leer, wodurch das Problem überhaupt entstehen konnte.

 

Im Laufe der Woche brachten zwei von uns die Fahrräder, die sich einmal vorherige Freiwillige gekauft hatten, zur Reparatur, sodass nun der Weg vom Schwesternhaus zur Albergue einfacher und kürzer ist. Für sage und schreibe 4,20 Soles (1,10 €) wurden beide Fahrräder auf Vordermann gebracht, sodass wir ab Donnerstagnachtmittag durch die Straßen Quiquijanas rasen, anstatt langsam und gemütlich die Straßen entlang zu schlendern.

 

Am Freitagnachmittag putzten wie dieses Mal nicht den Comedor (Essensraum der Kinder), sodass wir direkt mit der Anfertigung der Hausaufgaben beginnen konnten. Glücklicherweise ging auch das schneller als sonst voran! Also fuhren wir dieses Mal etwas früher als gewöhnlich nach Cusco, erlebten eine schrecklich enge Busfahrt von Quiquijana nach Urcos, um dort in einen anderen, leereren Bus umzusteigen. Sehr froh war ich bei dieser Hitze 1 Liter Wasser dabei gehabt zu haben, um nicht auszutrocknen.

 

Als wir in Cusco angekommen waren und wir kein Taxi gefunden hatten, der uns alle sechs mit nach „Hause“ nimmt, fuhren wir in zwei Touren. Während das Taxi, in dem Franca, Benjamin und ich saßen von der Polizei angehalten worden ist (Standartkontrolle mit Führerschein vorzeigen), fuhr der Taxifahrer der anderen drei einen riesen Umweg, sodass sie dachten, gar nicht mehr an ihrem Ziel anzukommen. Das war auch ein Erlebnis!

 

An alle einen lieben Gruß,

eure Anna

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