Kleine Zusammenfassung!

Liebe Leute,

kaum zu glauben, aber: Die Zeit rast! Mittlerweile haben wir nur noch vier Wochen im Projekt, auf die ich mich wahnsinnig freue. Da es aber von den letzten beiden Wochen nicht allzu viel zu berichten gab, schreibe ich heute eine kleine Zusammenfassung von unseren Arbeitsbereichen; berichte noch einmal von allem, was in den letzten Wochen so passiert ist. Vieles wird sich aus den letzten Einträgen wiederholen, anderes ist neu.

 

Chacraarbeit

 

Auf der Chacra dominiert das Wasserproblem unseren Tagesablauf. Heißt: Wir durften in den letzten Wochen kräftig in die Pedale der Fahrradpumpe treten; jede Woche einmal einen Motor installieren, der zwei riesige Tanks mit Wasser aus dem Fluss füllt und mit einem dicken Schlauch jede Pflanze einzeln begießen, was sonst ein perfekt durchdachtes Schlauchsystem übernimmt. Ursache für dieses Wasserproblem sind übrigens die Bauarbeiten an einer Brücke rund eine halbe Stunde von unserer Chacra entfernt. Der Sand, den die Bauarbeiter immer wieder freischaufeln müssen, um die Brücke fertigzustellen, verstopft unsere Wasserkanäle. Dieses Problem beansprucht viele Stunden, sodass zwischenzeitlich nicht viel Zeit für anderes blieb. Nichtsdestotrotz haben wir die Insektenplage im zweiten Gewächshaus überwunden, haben alles vom Unkraut befreien können, Löcher bzw. Reihen gehackt, um Neues zu pflanzen und hin und wieder auch genug Zeit gehabt, Quatsch zu machen. Obwohl das Wetter nämlich in den letzten Wochen extrem kalt geworden ist, heizen sich die beiden Gewächshäuser so sehr auf, dass eine Wasserdusche aus dem Brunnen sehr gut tut. Außerdem haben wir, wie bereits erwähnt, allen Mais geerntet. So hatten wir vor rund zwei Wochen alle Hände voll zu tun, jeden Maiskolben zu schälen und nach Farben zu sortieren. Neben vielen fast weißen, gibt es auch einige dunkelgelbe und vereinzelnd lilafarbene Kolben, die nun im zweiten Gewächshaus ausgebreitet zum Trocknen liegen. Auch habe ich bereits schon einmal erwähnt, dass wir vieles nicht mehr anpflanzen können, da es für einige Pflanzen zu feucht bzw. zu kalt ist. So wichen alle Tomatenpflanzen, Gurken und Radieschen, sodass auf dieser Fläche Blumenkohl, dicke Bohnen, Erbsen und rote Beete wachsen können.

 

Hauaufgabenbetreuung

 

Mit vielen meiner Kinder bin ich mittlerweile ein eingespieltes Team. Es macht Spaß, ihnen bei ihren Hausaufgaben zu helfen, auch wenn ich hin und wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlage, wenn ich ihre Aufgaben sehe. Nicht selten müssen sie in hunderter Schritten die Zahlen 0 bis 10.000 aufschreiben, in fünfhunderter Schritten die Zahlen 1.000.000 bis 0, im Anschluss die Division lernen, obwohl die Grundregeln für Addieren und Subtrahieren fehlen. Da freue ich mich schon immer über Aufgaben wie „Schneide aus der Zeitung 50 Wörter aus und lerne die Silbentrennung“ oder „Schreibe ein Gedicht für die Mutter zum Muttertag.“ Hier scheint es dem Lehrer gleichgültig zu sein, ob die Kinder sich wirklich eigene Gedanken machen oder einfach Texte aus einem x-beliebigen Buch abschreiben. Viele der Kinder sind wirklich schon wie Geschwister geworden, wobei der Zugang zu anderen wirklich schwierig ist. Während einige noch nach der Hausaufgabenbetreuung mit mir zusammensitzen und lachen, Galgenmännchen spielen oder Pokémons malen, ist es bei anderen schwierig, nur eine Stunde zusammen zu sitzen und die Hausaufgaben zu erledigen. Auch schwierig ist es, dass fast jede Woche ein neues Kind hinzukommt. Um das Kind kennenzulernen, fehlt die Zeit - um zu merken, ob er/ sie dich gerade anlügt oder wirklich keine Hausaufgaben aufhat, da die Arbeit mit den bisherigen Kindern voll und ganz ausreichen würde, um den Tag zu füllen.

 

Der Englischunterricht

 

ist zum Haare raufen. Nachdem wir die Unterrichtsreihe der Verben mit den Kindern beendet hatten, haben wir begonnen einen Film zu schauen. Anstatt dass sie darüber glücklich wären und nun ein bisschen bereitwilliger lernen, gehen sie einfach aus dem Raum raus, wenn sie keine Lust mehr haben, zum Film passende Vokabeln zu lernen. Stattdessen schreien sie im Raum rum und veräppeln uns nach Strich und Faden. Letztens behaupteten die Großen vor dem Unterricht zu uns, dass sie so viele Hausaufgaben auf hätten, sodass sie gar keine Zeit hätten, um Englisch zu lernen. Kaum war eine der Schwestern im Raum, die die Erlaubnis erteilen sollte, von Unterricht fern zu bleiben, behaupteten sie, dass sie gar nicht zum Englischunterricht gehen konnten, da der Raum abgeschlossen sei. Solche Art von Lügen hören wir fast jeden Tag, was mich hin und wieder einfach nur zur Verzweiflung bringt, andererseits auch belustigt, wie stumpf die Kinder lügen können.

 

Cusco

 

Cusco – eine traumhafte Stadt. Mittlerweile könnte ich mir sogar vorstellen, einmal in dieser Stadt zu leben, auch wenn man überall als „gringa“ bezeichnet wird. In Cusco haben wir mit den Freunden unseres Gastbruders wirklich nette Leute kennengelernt, die ich auch nie wieder in meinem Leben missen möchte. Oft treffen wir uns mit ihnen am Wochenende, feiern Geburtstage oder ich schreibe hin und wieder bei Facebook oder Whatsapp mit ihnen. Am letzten Wochenende war aber ein „Freundes-freies-Wochenende“, da wir zu sechst, mit allen Freiwilligen, in ein Nachbardorf gefahren sind, um dort fliegen zu lernen – Paragliding stand auf dem Tagesplan, was einfach atemberaubend schön war! Wir hatten zwei liebe Fluglehrer – Edgar und Leo – die je mit einem von uns im Schlepptau abgehoben sind. Die Landschaft ist einfach wundervoll, geprägt von Feldern und Bergen. Das i-Tüpfelchen war, dass ich im Sonnenuntergang fliegen durfte, wodurch leider aber ein wenig der Wind ausblieb – sodass ich am nächsten Tag noch einmal geflogen bin. Mit Leo habe ich auch einige Drehungen und Spiralen in der Luft gedreht, wodurch dem ein oder anderen in der Luft zwar schlecht geworden ist, ich allerdings einfach nur meine Freude hatte und nie mehr landen wollte. Allerdings ließ an diesem Wochenende Sonnenbrand und Mückenstiche grüßen!

Sonst bummel ich in Cusco einfach gerne durch die Straßen, besorge das ein oder andere Mitbringsel für meine lieben Freunde und meine Familie, genieße stundenlang den Plaza de Armas oder treffe mich, wie gesagt, mit Freunden meines Gastbruders.

 

Was sonst noch so geschah

 

Da es aber trotz alledem immer einen Tag der Woche gibt, der aus der Reihe fällt, möchte ich von je einem Ereignis der letzten beiden Wochen berichten.

 

Am 15. Mai, einem Donnerstagnachmittag, feierten wir mit allen Kindern die Gründerin des Schwesternordens. Begonnen hatten die Vorbereitungen am Vortag, als Franca, Florian und ich zusammen mit Schwester Poli viele Apfelkuchen gebacken haben, die wir donnerstagabends zusammen aßen. Außerdem fand ein Malwettbewerb statt – bei dem aber keiner gewann, da die Oberschwester alle Bilder als „hässlich“ empfand. Später schauten wir noch einen kindlichen Film über das Leben Madre Magaritas, bei dem allerdings viele der Kinder einschliefen. Ein Geschwisterpaar schlief Arm in Arm auf dem gleichen Stuhl; dieses Bild werde ich so schnell nicht mehr aus den Augen verlieren.

 

An diesem Montag wurde unser Küken in der Gruppe, Regina, auch endlich 18 Jahre alt. Da aber der Tag im Prinzip ein ganz normaler Arbeitstag war, gingen wir morgens auf die Chacra, um vor allem Unkraut zu jäten - eine Aufgabe, die man sich gewiss nicht als Geburtstagsgeschenk wünscht. Auch die Hausaufgabenbetreuung verlief normal bis zum dem Punkt, als Pavela „Happy Birthday“ mit allen Kindern der Sekundaria anstimmte. Auch später in der Messe sang der Pastor mit der Gemeinde für Regina. In dieser Messe wurde außerdem ein kleiner Junge getauft, der mich während der Messe immer zuckersüß anlächelte.

 

Damit verabschiede ich mich aus dieser Woche und wünsche euch, dass das gute Wetter in Deutschland weiterhin so schön bleibt!

 

Einen eiskalten Gruß aus dem frierenden und kalten Cusco,

eure Anna

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